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Gnadengesuch Matthias Lackas vom 12.6.1944

Linie
Viereck

Dokument: RA 69 1e. Gnadengesuch, maschinenschriftlich, von Matthias Lackas. Am 4.9.1944 von Heinrich Himmler abgelehnt.

Matthias Lackas
Gef. Buch 2893/43
  Betrifft: St.L.XI 94/43-

Berlin NW 40, 12. Juni 1944
Alt Moabit 12 a.

 

An das
Zentralgericht des
Heeres
(1) Berlin Charlottenburg
Witzlebenstr. 4-10

Gnadengesuch

Am 24.April 1944 wurde ich vom Zentralgericht des Heeres — St.L.XI. 94/43 — zum Tode verurteilt.

Ich habe in meinem Leben immer nur Arbeit und Hingabe zu meinem Beruf gekannt. Bis zum Jahre 1934 habe ich das verdiente Geld meinem Vater abgegeben, der sich als Volksschullehrer sein ganzes Leben lang "krumm legen" mußte, um meinen übrigen Geschwistern das Studium zu ermöglichen und dann über die Wirrnisse der Zeit hinwegzubringen.

Als es dann in Deutschland wieder aufwärts ging, habe ich nach einer mühsamen Zeit als Vertreter eines Globus-Verlages im Jahre 1939 — endlich das langersehnte Ziel erreicht und eine Anstellung im Deutschen Verlag, Berlin, erhalten.

Nun galt es für mich, zu zeigen, was an Fähigkeiten in mir steckt und mir die Stelle zu erarbeiten, die ich mir immer erträumte. Mit einer grenzenlosen Begeisterung habe ich die mir gestellten Aufgaben angepackt und zur vollsten Zufriedenheit meiner Vorgesetzten erledigt

Als ich 1941 von der Verlagsleitung den Auftrag erhielt, die Leitung der Buchhandlunmg Arnold zu übernehmen und für diese kriegswichtige aufträge hereinzuholen, habe ich mich mit besonderer Tatkraft auf diese Aufgabe gestürzt.

Dieselbe Tätigkeit mit demselben Eifer habe ich während meiner Zugehörigkeit zum Deutschen Archiv — Verlag erledigt.

Ich habe in dieser Zeit nur kriegswichtige Aufträge angenommen, inssbeosdere von folgenden Dienststellen:

Die Kriegswichtigkeit und Dringlichkeit dieser Beauftragungen wurde mir von den auftraggebenden Dienststellen in Form von Bescheinigungen bestätigt. Meine ungeheuren Leistungen wurden wiederholt durch mündliche oder schriftliche Anerkennungen bescheinigt. Vom Amt Rosenberg wurde ich in anerkennung meiner Leistungen sogar zu einer Besichtigungsfahrt nach Sewastopol und in die ukraine eingeladen, als einziger Privatmann.

Es handelte sich durchweg um die Erfüllung von Betreuungsaufgaben für die kämpfende Truppe (Feldbüchereien), oder um die Betreeuung unserer verwundeten Soldaten. Bei den OKH-Aufträgen handelte es sich um Druckaufträge für die Nachwuchswerbung des Heeres.

Ich hätte nie geglaubt, daß ich mich strafbar gemacht habe und ich werde auch nie begreifen, daß ich ein Todesurteil verdient haben soll. wie sehr ich davon überzeugt war, mich nicht strafbar gemacht zu haben, mag folgende Tatsache beleuchten:

Ich wurde 24 Stunden vor meiner Verhaftung davon in Kenntnnis gesetzt, damit ich evtl. mich belastendes Material vernichten soll. Nachdem ich hin und her überlegt habe, kam ich zu dem Entschluß: Ich lasse alles unberührt liegen, denn ich habe nichts verbrochen. Es hat sich dann in den Vernehmungen und in der Gerichtsverhandlung erwiesen, daß fast ausschließlich dieses bei mir beschlagnahmte Material als Beweismittel zur Verurteilung geführt hat.

Wäre ich von einer Schuld überzeugt gewesen, würde dieses Material doch innerhalb einer Stunde im Ofen verbrannt sein!

Ich sehe wohl heute ein, daß ich in meiner fanatischen Berufsbessenheit:über die Stränge geschlagen: bin. Das Endergebnis meiner Arbeit aber ist und bleibt folgendes:

Ich habe mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf meine Gesundheit eine ungeheure Arbeitslast af mich genommen (ich habe alle Arbeit allein erledigt), um die mir von der Wehrmacht gestellten aufgaben zu lösen. Restlos sind alle Buch-und Papierbeschaffungen den Soldaten zugeflossen. Es sind allein durch mich allein 5-6 Millionen Bücher für die Betreuung der Truppe und Verwundeten geliefert worden. Diese unumstößliche Tatsache erleichtert mir mein Gewissen.

Ich gebe zu, daß von mir aus auch Schwierigkeiten passiert sind, die nicht hätten vorkommen dürfen. Ich habe aber immer geglaubt, ein Kerl zu sein, der etwas geleistet hat. Und daß die vom Deutschen Verlag und vom OKH durchgeführten Zurückstellungen gerechtfertigt waren, davon bin ich auch heute noch überzeugt.

Ohne an dieser Stelle auf eine Stellungsnahme zu dem Urteil, die durch meinen Verteidiger nach Einsichtnahme des schriftlichen Urteils noch nachgereicht wird, einzugehen, bitte ich von ganzem Herzen, das strenge Urteil zu mildern.

Gerade jetzt, wo das Vaterland in höchster Gefahr steht, wo sich draußen Weltgeschichte von ungeheurer Tragweite abspielt, kann ich als Soldat zeugen, daß ich wirklich ein ganzer Kerl bin, der begriffen hat, um was es in dieser Sunde geht! Ich werde beweisen, daß ich ein solches Vertrauen zu würdigen weiß und, daß ich bereit bin, mein Leben für führer und Vaterland zu pfern. Meine alte Mutter, die in ihrem Leben nur Opfer und Entbehrungen kannte, und meine Geschwister, werden den Schmerz leichter tragen, wenn ich als Soldat sterbe; sie werden es aber nie verschmerzen, wenn ich mein Leben unter dem Fallbeil lassen müßte! Für alle Zeit blieb ein Makel an dem ehrenvollen Namen meiner Familie haften, der niemanden mehrvfroh werden ließe.

Heil Hitler
Matthias Lackas


Ende