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Frankfurter Zeitung

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Viereck2004

1856 gegründet von Leopold Sonnemann (29.10.1831-30.10.1909) und A. B. Rosenthal als »Frankfurter Geschäftsberichte«. Seit 1860 firmierte das Unternehmen als Frankfurter Societäts-Druckerei, in der von 1866 bis 1943 die Frankfurter Zeitung erschien. »Ihre Redakteure sahen sich der Schaffung einer liberalen, demokratisch-sozialen Gesellschaft verpflichtet.« (www. lexikon-definition.de/Frankfurter-Zeitung.html) Nach der Reichsgründung 1871 entwickelte sich die Frankfurter Zeitung zu einem wichtigen Forum der außerparlamentarischen, liberal-bürgerlichen Opposition. Bereits vor 1914 und dann während des ersten Weltkrieges trat sie für den Frieden in Europa ein.
In der Zeit der Weimarer Republik zog die Frankfurter Zeitung Anfeindungen seitens nationalistischer Kreise auf sich, da sie sich 1918 für die Annahme des Versailler Vertrages ausgesprochen hatte. Sie stand nicht mehr in Opposition zur Regierung und unterstützte die Versöhnungspolitik Gustav Stresemanns.
Zu den Redakteuren und Autoren der Zeitung zählten u.a.: Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Franz blei, Bertolt Brecht, Bernhard Diebold (Theaterkritiker), Alfred Döblin, Siegfried Kracauer, Heinrich Mann, Thomas Mann, Benno Reifenberg, Roseph Roth, Anna Seghers, Carl Zuckmayer ...
Nach dem Krieg geriet das Familienunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten wegen der sinkenden Zahl von Abonnenten und dem rückläufigen Anzeigengeschäft. Noch lagen 86% der Anteile in der Hand der Erben Therese Sonnemann-Simon und ihrer beiden Söhne Kurt und Heinrich Simon, die übrigen 14% gehörten Frankfurter Bürgern.
1929 in der Zeit der Wirtschaftskrise stand die Zeitung vor dem Bankrott. Eine geheime Transaktion unter Beteiligung des Reichstagsabgeordneten der Deutschen Demokratischen Partei und Aufsichtsratsmitglied der I.G. Farben Hermann Hummel sowie des Vorstands-Vorsitzenden der I.G. Farben, Carl Bosch, sollte das Unternehmen vor dem Aus bewahren: Die eigens zu diesem Zweck gegründete »Imprimatur GmbH« erwarb 1929 35% der Anteile der Frankfurter Zeitung und 1930 weitere 14%.
Heinrich Simon blieb weiterhin Verlagschef. Der politische Kurswechsel, den das Blatt unter den neuen Besitzern jedoch vollzog, führte zu gravierenden Veränderungen im Personal, u.a.:

1930 ließ sich der Leiter des Berliner Büros, Bernhard Guttmann, vorzeitig pensionieren; sein Nachfolger wurde Rudolf Kircher, der nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schnell zum Chefredakteur aufstieg.
1931 wurde dem profilierten Redakteur und Radikaldemokraten Arthur Feiler gekündigt. Der Schweizer Friedrich Traugott Gubler löste Bruno Reifenberg (seit 1924; Nachfolger von Rudolf Geck) als Chef des Feuilletons ab, der als Korrespondent nach Paris ging.
1933 wurde Siegfried Kracauer die Kündigung ausgesprochen, der seit 1931 Gehaltskürzugen und Zensur vorangegangen waren.

Während der Zeit des Nationalsozialismus zunächst von Joseph Goebbels protegiert, da sie ihm für Propaganda im Ausland nützlich war, wurde die Frankfurter Zeitung 1943 jedoch von Adolf Hitler verboten. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung versteht sich als Nachfolgerin der Frankfurter Zeitung.

 

Literatur

James H. Edgar: The »Frankfurter Zeitung« and the political partes of the radical right in the Weimar Republic: 1918-1933. Ann Arbor, Mich.: UMI 1993.

Günther Gillessen: Auf verlorenem Posten. Die Frankfurter Zeitung im Dritten Reich. Berlin: Siedler 1986.

Heiner Michalske: Feuilleton und Politik. Eine kritische Untersuchung der Frankfurter Zeitung im Nationalsozialismus. Berlin, Freie Univ., Magisterarbeit 1999.

Ulrich P. Schäfer: Rudolf Kircher als Londoner Korrespondent der Frankfurter Zeitung 1920-1923. Frankfurt a.M., Berlin, u.a.: Lang 1994.

Heinrich Simon: Arbeit am Tage: Frankfurter Zeitung. Frankfurt a.M.: Frankfurter Societäts-Druckerie [o.J.].

Helga Suhre: Der Mythos der »Frankfurter Zeitung«: Die Jahre der Weimarer Republik 1918-1933. Eine Zeitung zwischen Ideal und Wirklichkeit. Osnabrück, Univ., Magisterarbeit 1990.

Almut Todorow: Das Feuilleton der »Frankfurter Zeitung« in der Weimarer Republik. Zur Grundlegung einer rhetorischen Medienforschung. Tübingen: Niemeyer 1996.

Werner Wirthle: Frankfurter Zeitung und Frankfurter Societäts-Druckerie-GmbH: Die wirtschaftlichen Verhältnisse 1927-1939. Frankfurt a.M.: Societäts-Verlag 1977.


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