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Dwinger, Edwin Erich
23.4.1898 - 17.12.1981

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Biographie
Literatur


Die Mannschaft (Berlin: Limpert, 1937), Bd. 2.

 

 

Biographie

Lange Zeit NS-konformer Schriftsteller mit regem Interesse an Rußland, in den letzten Jahren des Dritten Reichs kalt gestellt, im Kalten Krieg fortgesetzte schriftstellerische Arbeit im nationalistischen Fahrwasser. Geboren am 23.4.1898 in Kiel, Sohn eines technischer Offizier der Kaiserlichen Marine und einer Russin. Besuch der Oberrealschule. 1914 Meldung zur Kavallerie, 1915 an die Ostfront versetzt, dort schwer verwundet in russische Gefangenschaft geraten. 1920 Anschluß an die gegen die Rotarmisten kämpfenden "Weißen Armee". Dwinger entkommt im Verlauf über die Mongolei nach Deutschland, wo er sich 1921 als Landwirt und Schriftsteller in Tanneck im Allgäu niederläßt.

1926 Veröffentlichung seines ersten Romans Korsakoff. 1929-1932 folgt die Romantrilogie Die deutsche Passion, in die Dwinger seine Kriegserlebnisse in Rußland einfließen läßt. Aufgrund dieser Publikation 1933 von den Nationalsozialisten als authentischer Zeuge für sowjetische Massenmorde propagandistisch in Anspruch genommen. 1935 Auszeichnung mit dem "Dietrich-Eckart-Preis" und Ernennung zum Reichskultursenator und Obersturmführer einer SS-Reiterstandarte. Die nächsten Werke fallen in die NS-konformen Sujets: Mit dem Roman Die letzten Reiter schreibt Dwinger über die Freikorps-Kämpfe im Baltikum; mit Spanische Silhouetten ist er 1937 früh unter den Frankisten. Der Tod in Polen - die volksdeutsche Passion beutet 1940 die Bromberger Ereignisse vom 3.9. 1939 propagandistisch aus. Heinrich Himmler stattet Dwinger schließlich 1941 als Kriegsberichterstatter bei einer Panzerdivision in der UdSSR mit umfassenden Vollmachten aus. Dwinger soll ein Filmdrehbuch zu den Aktivitäten der Waffen-SS in der Sowjetunion verfassen. Als Egebnis dieser Arbeit erscheint 1942 unter dem Titel Wiedersehen mit Rußland. Tagebuch vom Ostfeldzug. Im Herbst 1943 wird Dwinger wegen Widerspruchs gegen die NS-Ostpolitik sowie wegen seiner Kontakte zu dem russischen General Wlassow unter Hausarrest gestellt.

Nach dem Krieg läßt sich Dwinger als Gutsbesitzer in Hedwigshof bei Seeg im Allgäu nieder - schiftstellerisch betätigt er sich weiterhin im nationalistischen und antikommunistischen Fahrwassser, in der Lage mit seiner Produktion im Kalten Krieg hohe Auflagen zu erzielen. 1953 erscheint mit Sie suchen die Freiheit - Schicksalsweg eines Reitervolkes ein Kosakenroman, 1957 mit Es geschah im Jahre 1965 ein Zukunftsroman unter dem Sezenario eines atomaren Weltkriegs. 1966 folgt mit Die zwölf Gespräche 1933-1945, seine Autobiographie. Dwinger stirbt am 17.12.1981 in Gmund am Tegernsee.

 

Literatur

Müssener, Helmut, "Becher und Dwinger", in: Kürbiskern, hrsg. von Christian Geissler [u.a.] (München, 1982), S. 12-137.

Barbian, Jan-Pieter, Literaturpolitik im "Dritten Reich". Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder 2. Aufl. (München: dtv, 1995), S. 267 f, 288, 406, 436, 447 f, 457.

Delabar, Walter, "Dammbrüche und Untergänge. Edwin Erich Dwinger: Wenn die Dämme brechen (1950) und General Wlassow (1951)", in: Von Böll bis Buchheim. Deutsche Kriegsprosa nach 1945, hrsg. von Hans Wagener (Amsterdam/ Atlanta, GA: Rodopi, 1997).


Ende