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Zöberlein, Hans
1895–1964

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Viereck Olaf Simons, 2004. Eingehenderer Eintrag willkommen

 

 

Biographie
Veröffentlichungen
Literatur


Scherls Bilderdienst
Die Mannschaft (Berlin: Limpert, 1938), Bd. 4.

 

 

Biographie

Autor mit Sujet Erster Weltkrieg, Münchner NSDAP-Stadtrat, erster Leiter des städtischen Kulturamts, Werwolfführer in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und verurteilter Kriegsverbrecher. Geboren 1895. Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Nationalsozialist bereits in den zwanziger Jahren im Umfeld Hitlers, macht sich 1931 mit dem Kriegsroman Glaube an Deutschland einen Namen. Das Geleitwort gibt Adolf Hitler bei:

Auf den Weg!

Hier ist das Vermächtnis der Front niedergelegt!
Ein einfacher Soldat, der nicht beabsichtigte die Kriegsliteratur zu vermehren, hat sich in jahrelanger, mühevoller Arbeit neben seinem Beruf eine Last von der Seele geschrieben. Kämpfe und Schlachten stehen in historischer Treue mit Tag und Stunde, Ort und Gelände wieder auf. Nicht so, wie man vielleicht die Ereignisse heute nach Jahren erst sieht. Gipfel und Abgründe stehen nebeneinander und immer die sturmfeste Treue der Kameradschaft dabei.
Man hört das Herz der Front schlagen, den Quell jener Kraft, die unsere unvergänglichen Siege schuf. Und ungewollt greift die soziale Frage ins Geschehen ein, das Denken der "vaterlandslosen Gesellen".
Das Buch hat etwas zu sagen: Dem Soldaten, dem Politiker, den schaffenden Deutschen aller Stände.
Der heranwachsenden Jugend ist es.
das Erbe der Front
München, im Februar 1931.

Adolf Hitler

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Als NSDAP-Stadtrat und -Autor 1934 der erste Leiter des Münchner Kulturamts

Unter den Antworten auf Remarques Im Westen nichts Neues (1928) steht mit Glaube and Deutschland 1931 eine offizielle Antwort aus den Reihen der NSDAP im Raum. Das Buch kommt 1933 unter dem Titel "Stoßtrupp 1917 - Der gewaltigste, deutsche Kriegsfilm" in die Kinos. Zöberein, NSDAP-Stadrat in München, macht mit dem Buch in München als Kulturpolitiker Karriere. In der Sitzung des städtischen Literaturbeirats vom 13.10.1933 [StadtA Mü.: Kulturamt 255] ist Zöberlein bereits im Gespräch für den jährlich veriehenen Literaturpreis der Stadt - Alternativoption ist zu diesem Zeitpunkt Georg Britting, für den unter anderem Zöberlein stimmt, der selbst im Gremium sitzt (Britting erhält den Preis für 1935 im Jahre 1936 nachgereicht). Die Entscheidung fällt nach Vertagung am 22.11.1933 im selben Kreis einstimmig zugunsten Zöberleins. Dieser wird 1934 mit einem Monatsgehalt von 500 RM Leiter des neugegründeten Kulturamts (unter ihm zuständig ist für die Bildende Kunst Stadtrat und NSDAP-Mitglied Hans Flüggen mit 400 RM zuständig, für Literatur und Theater inkl. Stadtratsbibliothek, drei Volksbibliotheken, einer Wanderbücherei, 4 Lesehallen, 14 Kinderlesestellen: Stadtrat und NSDAP-Mitglied Max Reinhard mit 300 RM sowie für Musik und Film: Kapellmeister und NSDAP-Mitglied Franz Adam mit 300 RM - Akten in StadtA Mü.: Kulturamt 12.)

Im Sommer 1935 erregt Zöberlein Hitlers persönlichen Unmut als Letztverantwortlicher für den Schmuck des Brückenkopfes der Münchner Ludwigsbrücke durch Prof. Knappe. Hitler spielt Zöberlein die Bitte zu, Prof. Ferdinand Lieberman Platz zu machen. Zöberlein überreicht Oberbürgermeister Fiehler am 6.8.1935 seine Bitte um Demission aus dem Stadtrat und in Konsequenz aus dem Kulturamt - Hans Flüggen bittet selben Tages darum, mit Zöberlein ausscheiden zu dürfen:

Meine Zusammenarbeit im Kulturamt mit PG. Zöberlein war die denkbar glücklichste, da mir bewußt war, mit einem treuen nationalsozialistischen Kameraden im Gedanken an den Führer die schwierigsten Probleme im Münchner Kunst-Leben zur Lösung bringen zu können. [...] Ich glaube kaum, daß ich mich je wieder in einer Zusammenarbeit so zusammenfinden kann wie mit meinem Freund PG. Zöberlein, da ich die Überzeugung habe, daß alles was Großes in der Welt geschieht, nur im Vertrauen zwischen Männern durchgeführt werden kann. [StadtA Mü.: Kulturamt 12]

Im Stadtrat herrscht nach der Affäre Erleichterung über das Ausscheiden Zöberleins. Das Kulturamt, so Oberbürgermeister Fiehler am 8.8.1935, sei allzulange schon dazu übergegangen, eigenmächtig Kultur zu fördern.

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Als Werwolftruppenführer in den letzten Kriegstagen an den Penzberger Exekutionen beteiligt

Nachdem der Reichssender München am Morgen des 28.4.1945 den Krieg für Bayern für beendet meldet - die Regierungsgewalt sei auf die "Freiheitsaktion Bayern" übergegangen, die von den Nationalsozialisten abgesetzten Bürgermeister seien aufgefordert, ihre Ämter wieder anzutreten, bis sich das bayerische Volk eine eigene Verfassung gegeben habe - übernimmt in Penzberg, südlich von München, der ehemaliger Bürgermeister Hans Rummer die Macht. Gemeinsam mit Franz Biersack und Sebastian Reithofer begibt er sich zum örtlichen Bergwerk, um eine Sprengung der Grube durch NS.-Posten zu verhindern. Er teilt in seiner nächsten Amtshandlung in den örtlichen Lagern den sowjetischen und französischen Kriegsgefangenen das angebliche Kriegsende mit. Im Rathaus wird der Bürgermeister Vonwerden abgesetzt. Unter Rummers Vorsitz beginnen Beratungen. Eine Gruppe von vierzig Mann wird aufgestellt, die als "Polizei aus dem Volk" für Sicherheit am Ort sorgen soll. Während der Beratung erscheint ein Offizier und erkundigt sich nach Geschehnissen. Rummer teilt ihm mit, daß die demokratischen Parteien von 1933, bestehend aus SPD, KPD und BVP, die Macht wieder Übernommen hätten. Der Offizier erstattete seinem Kommandeur, Oberstleutnant Ohm, Bericht. Dieser befiehlt die sofortige Festnahme der Beteiligten. Das Rathaus wird umstellt. Hans Rummer, Ludwig März, Rupert Höck, Johann Dreher und Paul Badlehner werden verhaftet. Ohm begibt sich nach München, wo er von Gauleiter Giesler die Vollmacht erhält, nach eigenem Ermessen Todesurteile verhängen zu dürfen. Zur Unterstützung des Ohm unterstehenden "Werferregiments 22" (Oberstleutnant Berthold Ohm, Abteilungskommandeur Hauptmann Kurt Bentrott und Batteriechef Fritz Rethage) verspricht Giesler, eine SS-Werwolfkompanie nach Penzberg zu schicken, die sich mit dem Kennwwort "Hans" melden werde. Ohms setzt bei seiner Rückkehr Hans Bauernfeind als Chef eines "Fliegenden Standgerichts" ein, er sei als solcher im Stande als "Sonderbeauftragter des Führers" Recht "im Namen des Volkes" zu sprechen. Die Inhaftierten werden an Ort und Stelle wegen "Hoch- und Landesverrat und Zersetzung der Wehrkraft" zum Tode verurteil und um 18 Uhr in der Nähe des Sportplatzes an der Bichler Straße erschossen.

Wenig später trifft die von Giesler versprochene "Werwolf"-Enheit ein: ein von Hans Zöberlein geführter Trupp von etwa 100 Mann. Zöberlein eruiert die Namen "Unzuverlässiger". Die mit den örtlichen Verhältnissen vertrauten Zila, Selbertinger, Weißenbach, Rebhahn und Kopp helfen bei der Erstellung der Liste, woraufhin Vonwerden, Bauernfeind, Zöberlein und Rebhahn wahllos festlegen, wer von ihnen gehenkt werden soll. In der Zwischenzeit verteilten das Kommando Zettel mit dem Text:

Warnung an alle Verräter und Liebesdiener des Feinde!

Der Oberbayerische Werwolf warnt vorsorglich alle diejenigen, die dem Feinde Vorschub leisten wollen oder Deutsche und deren Angehörige bedrohen oder schikanieren, die Adolf Hitler die Treue hielten. Wir warnen! Verräter und Verbrecher am Volke büßen mit dem Leben und ihrer ganzen Sippe. Dorfgemeinschaften, die sich versündigen am Leben der Unseren oder die weiße Fahne zeigen, werden ein vernichtendes Haberfeldtreiben erleben, früher oder später. Unsere Rache ist tödlich!

Der Werwolf

Unter Führung der Penzberger Peter, Marksteiner, Drexel und Gilcher werden die auf der schwarzen Liste Aufgeführten aus ihren Häusern geholt, mit einem Kugelhagel wird die Erstürmung des Hauses Hörmann absolviert, die Aufgegriffenen werden im Stadtzentrum aufgehängt. Jedem der Exekutierten, unter ihnen zwei Frauen, wird ein Schild mit der Aufschrift "Werwolf Oberbayern" umgehängt.

Die Ausschreitung bei der sechzehn Männer und Frauen zu Tode kamen, findet ein gerichtliches Nachspiel mit dem Prozeß, der am 14.6.1948 im Penzberger Kameradschaftshaus gegen Bauernfeind, Zöberlein und die Mittäter der von beiden geleiteten Gruppen eröffnet. Das Gericht setzt sich aus Landgerichtsdirektor Strasser, Landgerichtsrat Dr. Schmid, Gerichtsassessor Posset und Kammergerichtsrat Dr. Birnbach zusammen, Anklagevertreter sind die Staatsanwälte Heigl und Hoffmann. Bauernfeind und Zöberlein werden zwei Wochen später zum Tode verurteilt, Rebhahn und Achtelik zu lebenslänglichem, Ohm zu fünfzehn Jahren, Zila zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus. Bentrott und Rethage werden freigesprochen.

Ohms Zuchthausstrafe wird 1954 auf viereinhalb Jahre herabgesetzt, seine Freilassung erfolgt 1956. Bauernfeind wird 1950 freigesprochen, Zöberlein schließlich zu Zuchthaus begnadigt, er bleibt jedoch als einziger bis Ende der fünfziger Jahre in Haft. (Informationen zum Prozeß nach http://www.mordnacht.de/index.html) Hans Zöberlein starb 1964.

 

Veröffentlichungen

Glaube an Deutschland. Ein Kriegserleben von Verdun bis zum Umsturz. Ein Roman von den Wirren der Nachkriegszeit und der ersten Erhebung (München: Franz Eher, 1931), 890 S.
— 2. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1932).
— 3. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1932).
— 4. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1933).
— 5. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1933).
— 6. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1933).
— 7. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1934).
— 8. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1934).
— 9. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1934).
— 10. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1934).
— 11. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1934).
— 12. Aufl., 96.-105. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1935).
— 13. Aufl., 106.-115. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1935).
— 14. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1935).
— 15. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1935).
— 16. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1935).
— 17. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1935).
— 18. Aufl., 156.-165. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1936).
— 21. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1937).
— 22. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1937).
— 23. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1937).
— 24. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1937).
— 25. Aufl., 256.-275. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 26. Aufl., 276.-300. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 27. Aufl., 301.-320. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 28. Aufl., 321.-340. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 29. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 30. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1939).
— 31. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1939).
— 32. Aufl., 401.-420. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1939).
— 33. Aufl., 421.-440. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1940).
— 34. Aufl., 441.-470. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1940).
— 35. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1941).
— 36. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1941).
— 37. Aufl., 521.-550. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1941).
— 38. Aufl., 551.-590. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 39. Aufl., 591.-620. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 40. Aufl., 621.-650. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).

Der Glaube an Deutschland [Auszug] Im Auftr. des NS. Lehrerbundes in deutscher Einheitskurzschrift hrsg. v. Lang-Kulmbach = Deutsches Volk und deutsche Männer, 7 (Darmstadt: Winkler, 1933), 95 S.

Zöberlein, Hans Die eiserne Kompagnie [aus: Der Glaube an Deutschland]/ Paust, Otto, Gruppe Knack [aus: Volk im Feuer] = Die Aufbau-Bücherei, Bd. 43 (Leipzig: Heinig), 75 S.

Der Befehl des Gewissens. Ein Roman von den Wirren der Nachkriegszeit und der ersten Erhebung Zeichnugen im Text: Albert Reich, 1.-30. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1937), 990 S., Ill.
— 2. Aufl., 31.-50. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1937).
— 3. Aufl., 51.-70. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1937).
— 4. Aufl., 71.-90. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1937).
— 5. Aufl., 91.-110. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 6. Aufl., 111.-130. Tsd (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 7. Aufl., 131.-150. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 8. Aufl., 151.-170. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1938).
— 9. Aufl., 171.-190. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1939).
— 10. Aufl., 191.- 210. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1939).
— 11. Aufl., 211.- 230. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1939).
— 12. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1940).
— 13. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1941).
— 15. Aufl., 311.-350. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 16. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 17. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 18. Aufl. 391.-420. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 20. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1943).

Der Druckposten. Eine Frotgeschichte aus dem Jahre 1917 = Soldaten, Kameraden! 1 (München: Zentralverlag der NSDAP, 1940).
— 2. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1940).
— 5. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 6. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 8. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1943).

Der Schrapnellbaum. Vom Stellungskrieg an der Somme = Soldaten, Kameraden! 9/10 (München: Zentralverlag der NSDAP, [1940]), 148 S.
— 3. Aufl., 41.-60. Tsd. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1942).
— 7. Aufl. (München: Zentralverlag der NSDAP, 1944).

 

Literatur

Zum Prozeß: http://www.mordnacht.de/index.html

Delabar, Walter, "'Aufhören, aufhören, he aufhören - hört doch einmal auf!' Hans Zöberlein: Der Glaube an Deutschland (1931)", in: Von Richthofen bis Remarque hrsg. von Thomas F. Schneider, = Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, 53 (Amsterdam/ New York: Rodopi, 2003), S. 399-421.


Ende