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Bormann, Martin
17.6.1900-1945?

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Viereck Olaf Simons, 2004

 

 

Biographie
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Biographie

In der engen Beratertätigkeit, in der er Hitler Entscheidungen vorlegte, einer der mächtigsten Männer des Dritten Reichs. Geboren am 17.6.1900 als Sohn eines Postbeamten in Halberstadt. Abgebrochene Schulausbildung, Arbeit auf einem mecklenburgischen Bauernof, 1918, kurz vor Kriegsende noch zur Artillerie eingezogen, nimmt er jedoch nicht mehr an Kampfhandlungen teil.

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1924-1933: Vom militanten Rechtsradikalen zum NSDAP Parteikarrieristen

Bormann setzt nach dem Krieg die Landwirtschaftslehre fort und arbeit sich zum Inspektor eines Gutes in Mecklenburg empor. Als Mitglied des Freikorps Roßbach findet er Aufnahme in rechtsradikale Kreise. Im März 1924 wird er als Komplize von Rudolf Heß nach dem Feme Mord verurteilt, dem Walther Kadow (sein ehemaliger Grundschullehrer) zum Opfer fiel, dem wiederum in rechtsradikalen Kreisen zu Last gelegt wurde, den rechstextremistischen Leo Schlageter nach Sabotageanschlägen den französischen Behörden des besetzten Ruhrgebiets gemeldet zu haben. Zu den Bekanntschaften der Haftzeit zählt Rudolf Höss, der spätere Kommandant des KZs Auschwitz. Ab 1926 Arbeit unter Ernst Röhm im nationalsozialistischen Wehrverband "Frontbann", von hier aus zügige Karriere innerhalb der NSDAP. Im Oktober 1928 wird Bormann für die "SA-Versicherung" in der Münchner Parteizentrale zuständig, die unter seiner Leitung als "Hilfskasse der NSDAP" erweitert wird. Ab 1933 ist er Stabsleiter von Rudolf Hess, der zu Hitlers Stellvertreter in der Partei ernannt worden ist. Aufstieg von hier aus in die Position eines "Reichsleiters der NSDAP". Ab November 1933 Mitglied des Reichstags.

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1933-1945: Positionen im persönlichen Umfeld Adolf Hitlers

Bormann befindet sich von 1933 an im nächsten Umfeld Hitlers. Unter seiner Leitung wird der "Stab des Stellvertreters des Führers" zu einem Führungsorgan sowohl für den Partei- wie den Staatsbereich ausgebaut. Bormann übernimmt zudem die Verwaltung der persönlichen Finanzangelegenheiten Hitlers. Auf dem Obersalzberg, der unter seiner Leitung ausgebaut wird, übernimmt er die zentrale organisatoorische Position, die den Zugang zu Hitler kontrolliert. In der Machtausübung wird es sein Part, Entscheidungen Hitler vorzulegen und dessen Entscheidungen wiederum nach außen zu geben - ein Part, der einen merkwürdigen Bruch in der Verantwortlichkeit bei allen Entscheidungen birgt, die Hitler laut Bormann zwar fällte, für die Hitler angeblich jedoch nicht als der Verantwortliche zitiert werden will. Monologe, die Hitler beim Essen hält, läßt Bormann mitstenographieren und im engeren Kreis der Führung als "Tischgespräche" zirkulieren. Persönlich meidet Bormann die Öffentlichkeit. Seine Position festigt sich nachdem Heß in einer spektakulären wie fragwürdig bleibenden Aktion im Mai 1941 nach Schottland fliegt. Borman übernimmt die Position seines ehemaligen Vorgesetzten, aus dem "Stab des Stellvertreters des Führers" geht die "Partei-Kanzlei" hevor, die Bormann im Rang eines Reichsministers leitet. Politisch ist Bormann in jenen Jahren am ganzen Spektrum der innen und sicherheitstechnischen wie der rassenpolitischen Entscheidungen beteiligt, die Hitler vorgelegt werden. Seine Unterschrift findet sich unter entscheidenden Anordnungen der "Endlösung der Judenfrage" wie jener des 9.10.1942, die zum Aufbau der Venichtungslager führte; seine Unterschrift findet sich nicht minder unter dem Erlaß, der am 1.7.1943 Adolf Eichmann mit absoluter Macht in der Organisation der Judenvernichtung ausstattete und die Juden der Gestapo unterstellte. Ab dem April 1943 dokumentiert der Titel "Sekretär des Führers" Bormanns besondere Vertrauensstellung im Umkreis Hitlers. Ab dem Oktober 1944 ist er mit der politischen und organisatorischen Führung des "Volksturms" betraut - eine Position, die ihn jedoch nicht aus Hitlers Umfeld bringt. Zwielichtig ist seine Position in den letzten Intrigen des Dritten Reichs wie seine Beteiligung am Vorstoß, Göring hinrichten zu lassen. Bormann wird Zeuge bei Hitlers Heirat mit Eva Braun am Tag vor ihrem Selbstmord und er wird Zeuge des Selbstmords der Familie Goebbels. Die Benachrichtigung, mit der Admiral Karl Dönitz von seiner Ernennung zum Nachfolger des "Führers" informiert wurde, trug seinen Namen. Nach Hitlers Tod versuchte er angeblich noch, Verhandlungen mit den Sowjets einzuleiten.

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Tod - vermutlich Ende April, Anfang Mai 1945, Todesurteil in Abwesenheit 1946

Über Bormanns Verbleib nach dem April 1945 liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Am 29. Oktober 1945 wurde Bormann vom internationalen Militärgericht in Nürnberg in absentia angeklagt, am 1. Oktober 1946 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Um seine Person ranken sich seitdem die typischen Gerüchte. Anfang 1973 stellte ein westdeutscher gerichtsmedizinischer Experte fest, daß eines von zwei Skeletten, die 1972 bei Ausgrabungen in Westberlin entdeckt worden waren, mit großer Sicherheit das von Bormann war. Auf der Grundlage dieser Erklärung wurde Bormann offiziell für tot erklärt.

 

Dokumente

10.3.1941

Schreiben Martin Bormann an Reichsminister Lammers: Hitler gesteht der PPK, Philipp Bouhler, zu, Verbotsanträge bei der Gestapo (Sicherheitshauptamt) zu stellen. Das Verbot soll letzlich nach wie vor nur vom Propaganda-Ministerium ausgesprochen werden können, dieses jedoch muß sich binnen drei Wochen zu dem Antrag äußern, er ist ansonsten angenommen.

 

Literatur

Gutman, Israel/ Eberhard Jäckel/ Peter Longerich (eds.), Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden (München, 1998).

Klee, Ernst, Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 (Frankfurt/Main, 2003).


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