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Heynisch, Werner
31.7.1902 -?

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Viereck Hans-Eugen Bühler, 2003

Papiergroßhändler, 1943/44 in den Koruptionsprozeß gegen Matthias Lackas invorviert. Geboren am 31.7.1902 in Berlin, evangelisch. Gemeldet 1943: Gransee/ Mark, Oranienburger Str. 5, Geschäftsadresse: Berlin SW 68, Alexandrinenstr. 22, Tel. 17 52 96. Drängt sich 1943 in die Beziehung zwischen Lackas und Walter Pinski, der für das Heer Buchaufträge erteilt und damit in der Lage ist, Verlagen und Papierhändlern den Verbrauch respektive Vertrieb von Papier zu gestatten. Verkauft Lackas 1943 in einer dubiosen Transaktion 30 t Papier, über die dieser verfügen will, sobald ihm mit dem erhofften erwerb der Stuttgarter Verlagsbuchhandlung Greiner der Schritt in die Selbständigkeit gelungen ist - ein Verkauf an einen Privatmann, der durchaus nicht zulässig ist. Das Papier wird Anfang September 1943 bei Gütersloh eingelagert, Hynisch am 24.9.1943 durch Kriegsgerichtsrat Jürgens verhört.

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Kleiner Nachspann: Das weitere Schicksal der 30 t Lackas/Heynisch Papier

Der Papierbestand, den Lackas nach Gütersloh liefern ließ, fand ein Schicksal, das Einblick in die Regelungen gibt, die Bertelsmann mit der Sonderstaatsanwaltschaft Bilefeld aushandelte. Sämtliche Papierbestände des Unternehmens wurden unter den Korruptionsermittlungen des Jahres 1944 beaschlagnahmt, darunter auch die im Lager Gasthof Viehmeyer im Kloster Marienfeld eingelagerten von Heynisch gelieferten Bestände. Bertelsmann versuchte unverzüglich von Heynisch die Lagerungskosten erstezt zu bekommen - dieser jedoch weigerte sich zu zahlen, er hatte das Papier Lackas geliefert, der nun gefangensaß. Im Frühjahr 1945 erhielt Bertelsmann den nicht dem Verlag gehörenden Bestand freigesprochen. Das Unternehmen wandte sich am 26.2.1946 an die Papiergroßhandlung Carl Heynisch KG in Fürstenberg/Mecklenburg mit der Anfrage, ob die Firma noch bestehe. Der Brief kam unzustellbar zurück und wurde am 25.3.1946 nach Berlin SW 68 Alexandrinenstraße weitergeleitet. Heynisch antwortete am 3.4.1946 unter der Anschrift Berlin-Zehlendorf, Am Hegewinkel 114. und erklärte, daß sein Unternehmen sich im Neuaufbau befinde. Offenbar fragte er danach bei der Oberstaatsanwaltschaft Bielefeld an, um genaueres über den Verbleib des Papiers, das Lackas nie bezahlte, zu erfahren, auf jeden Fall erhielt Bertelsmann unter dem Datum vom 9.4.1946 von der Oberstaatsanwaltschaft Bielefeld (12 JS Sond. 279/44) den Bescheid, daß nach wie vor Heynisch der Besitzer sei. Wo das Papier sei, wisse man in Bielefeld nicht. Bertelsmann antwortete am 16.4.1946 nach Bielefeld, daß 28.000 kg sich im Lager Marienfeld befänden, daß aber etwa 50% davon einen Wasserschaden erlitten hätten. Am gleichen Tag wurde Heynisch darüber in Kenntnis gesetzt, daß die ehemalige Firma C. Bertelsmann an Mohn & Co. als Druckhaus die Rechte an den Lagerbeständen weitergegeben habe, daß man die Ware vom urspünglichen Lager Wiedenbrück nach Marienfeld genommen habe, das Hochwasserschaden eingetreten sei und daß 107 Kisten unausgepackter Ballen in Marienfeld lagerten.

Am 24.4.1946 teilte die Firma Mohn & Co. Heynisch mit, daß die alliierte Militärregierung 307 in Münster das Papier beschlagnahmt habe. Die Rechtsanwälte Benfey und Aumann aus Berlin fordern mit Schreiben vom 21.8.1946 Mohn & Co. auf, an Heynisch & Co. das Papier zu bezahlen: "vielmehr ergibt sich aus beiden in Abschrift beigefügten Schreiben, daß das Papier zum Normalpreis an die Firma Bertelsmann, frei Empfangsstation, verkauft worden ist und der Gegenwert, in der vereinbarten Weise, an die Gerichtskasse Bielefeld, auf das Sonderkonto der Staatsanwaltschaft Bielefeld von der Firma Bertelsmann überwiesen wird. (18.1.45). [...] Wir wären Ihnen dankbar, wenn sie uns wissen ließen, ob die RM 16.000 seinerzeit von der Firma Bertelsmann, wie vereinbart, an die Gerichtskasse [...] eingezahlt worden sind.

Steinsiek antwortet auf diese Frage nicht direkt, weist aber am 26.9.1946 darauf hin, daß man die Rechnung vom 18.1.1945 wohl nicht bezahlt habe, sondern daß man mit Datum vom 25.1.45 Heynisch aufgefordert habe, das Papier von der Feldwirtschaftstelle und nicht von Bertelsmann anfordern solle. Man sei aber bereit, zu einem Kompromiß zu kommen und Heynisch einen Betrag von 6.064,95 zu zahlen für die nunmehrige Überlassung des teilweise abgewerteten Papiers.

Die Lackas-Altlast wird mit Schreiben Heynisch an Mohn & Co. vom 9.1.1947 geklärt. Mohn zahlt die vorgenannte Summe zuzüglich RM 2.675.- für die 107 Kisten.

 

Literatur

Hans-Eugen Bühler/ Olaf Simons, Die blendenden Geschäfte des Matthias Lackas. Korruptionsermittlungen in der Verlagswelt des Dritten Reichs (Köln: Pierre Marteau, 2004), 208 S, ills. [Verlagswerbung]