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Johst, Hanns
8.7.1890 - 23.11.1978

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Viereck Rolf Düsterberg, 2004

 

 

Biographie
Nachlaß
Veröffentlichungen
Literatur
Hans Johst, 1936/38

Hanns Johst c. 1937, Aufn. H. Hoffmann, Berlin
aus S. Casper, Hanns Johst München: Langen Müller, 1940).

 

 

Biographie

Völkischer Dramatiker, Lyriker, Romancier und kulturtheoretischer Essayist, Chefdramaturg des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt Berlin (1933), Präsident der Sektion für Dichtkunst an der deutschen Akademie der Künste (1933) und der Union Nationaler Schriftsteller (1934), Preußischer Staatsrat (1934), Präsident der Reichsschrifttumskammer (1935), Mitglied der Allgemeinen SS (1935), zuletzt im Rang eines SS-Gruppenführers, Präsident der der Deutschen Robert-Schumann-Gesellschaft (1943) und der Deutsch-Finnischen Gesellschaft (1943), Träger der Wartburg-Dichterrose (1933), des NSDAP-Preises für Kunst (1935), des Deutschen Nationalpreises für Kunst (1939), der Goethe-Medaille (1940) und des Kantate-Dichterpreises der Stadt Leipzig (1941).

Geboren am 8. Juli 1890 in Seerhausen/Sachsen als Sohn eines Volkschullehrers, wuchs Johst in Oschatz und Leipzig auf, wo er 1910 das Abitur absolvierte. Von 1911 bis 1915 studierte er Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Leipzig, München und Wien, ohne einen Abschluß zu erwerben. 1915 eingezogen, wurde er schon nach zwei Monaten und ohne Fronteinsatz wegen einer nicht näher bestimmten Krankheit entlassen; seither lebte er als freier Schriftsteller und war gelegentlich als Regieassistent und Rezensent tätig - bis 1918 verfaßte er an die 30 Rezensionen und etwa zwei Dutzend unselbständige literarische Beiträge. In der frühen Phase seines Schaffens publizierte Johst zunächst im links-pazifistischen Milieu um Franz Pfemferts Aktion. 1914 veröffentlichte er sein erstes Drama, den expressionistischen Einakter Die Stunde der Sterbenden; mit seinem Stück Der Einsame (1917) über den Dramatiker Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) gelang ihm der angestrebte Durchbruch als Theaterschriftsteller; es weist über den expressionistischen Gestus hinaus bereits völkische und antisemitische Elemente auf und veranlaßte Bertolt Brecht, 1918 gleichsam als Gegenentwurf sein erstes Bühnenstück Baal zu schreiben.

Seit 1915 mit der vermögenden Johanna Feder aus Nürnberg verheiratet, erwarb der Dichter 1918 ein villenähnliches Anwesen in Oberallmannshausen (Gemeinde Berg) am Starnberger See, wo er nahezu 60 Jahre bis kurz vor seinem Tod lebte. Die Novemberrevolution von 1918/19 entsetzte den Dichter und beschleunigte den Prozeß seiner weltanschaulichen Hinwendung zur völkisch-nationalen, antidemokratischen Rechten in Deutschland, zu deren kulturpolitischem Vordenker er sich in den folgenden Jahren entwickelte. Schon sein Gedichtband Rolandsruf (1919) weist ein unmißverständliches revanchistisches politisches Manifest auf: Das besiegte Deutschland werde einst mit "geballten Fäusten Himmelfahrt halten!". Der drei Jahre später erschienene Roman Kreuzweg ist bereits von völkischem Denken und sozialdarwinistischen Positionen durchdrungen; ebenso sein Luther-Schauspiel Propheten (1922), das zudem eine Art deutsches Christentum und den Reichsgedanken propagiert; es sollte ein Beispiel für das von ihm geforderte "nationale Drama" vorstellen.

Politisch bezog Johst ebenfalls schon 1922 öffentlich Stellung, indem er einen Offenen Brief an Thomas Mann publizierte ("An einen neuen Republikaner") und darin Positionen der völkischen Nationalisten vertrat und die demokratische Republik mit ihren Werten der Humanität, der Vernunft und der Rechtstaatlichkeit explizit verächtlich machte. Der Kampf gegen das verhaßte "Versailler System" beherrschte von nun an sein literarisches Schaffen. Die Komödien Wechsler und Händler (1923), Die fröhliche Stadt (1925) und Marmelade (1926) greifen verschiedene realgesellschaftliche - meist soziale - Probleme auf und stellen sie als ursächliches Versagen der demokratischen Verfaßtheit Deutschlands dar. Andererseits wandte Johst sich auch immer wieder der großen historischen Ausnahmegestalt, der Führerpersönlichkeit zu (Schauspiel Thomas Paine, [1927]).

Johst war in den 1920er Jahren zu einem der bekanntesten und in ganz Deutschland gespielten Dramatiker geworden, vielen galt er als einer "der hervorragendsten Vertreter der jungen Dichtergeneration" ("Die Tragödie und die Gestalt", 147). Darüber hinaus hatte er mit seiner kulturpolitischen Essay-Sammlung Wissen und Gewissen 1924 ein Manifest vorgelegt, mit dem er sich unter dem impliziten Anspruch eines Vordenkers und Programmatikers der völkischen politischen Richtung in Deutschland positionierte. So ist es nur folgerichtig, daß Johst schon als eines der ersten und aktiven Mitglieder des 1928 von Alfred Rosenberg gegründeten nationalsozialistischen Kampfbundes für deutsche Kultur (KfdK) figurierte, wenngleich er der NSDAP erst im November 1932 beitrat - dem Jahr, in dem er nach eigener Aussage auch Hitler persönlich kennenlernte. Zu dieser Zeit publizierte er zudem den Aufsatz "Kunst unter dem Nationalsozialismus", mit dem er Kernpunkte der NS-Ideologie (Führeridee, Hitler-Apologetik, Organismus-Theorie) postulierte; öffentlich wurde er wahrgenommen "als die führende literarische Persönlichkeit in dem engeren Kreis um Hitler" ("Deutsche Ansprachen", 1).

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Vom zeitgenössischen Dramatiker zum Literaturfunktionär des "Dritten Reichs"

Unmittelbar nach der "Machtergreifung" konnte Johst sogleich seine zweite, seine politische Karriere starten. Er war maßgeblich beteiligt an der "Gleichschaltung" der Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste, bei der Auflösung des Deutschen PEN-Zentrums und der Gründung der Union Nationaler Schriftsteller - Institutionen, die er als Präsident führte. Mit dem gleichzeitig ausgeübten Amt des Ersten Dramaturgen und Co-Chefs des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt Berlin hatte er allerdings weniger Erfolg, so daß er Ende 1933 bereits zurücktreten mußte, jedoch mit Ehrentitel und -gehalt eines Preußischen Staatsrats entschädigt wurde.

Bis heute bekannt ist Johsts Drama Schlageter, das er in den Jahren 1929 bis 1932 geschrieben hatte und das zu dem Kultdrama des Nationalsozialismus avancierte. Das dem "Führer" gewidmete Stück wurde zum Geburtstag Hitlers und in dessen Anwesenheit am 20. April 1933 uraufgeführt. Schlageter geriet zum ungeheuren Erfolg, Johst erlebte den größten Triumph seiner literarischen Karriere. Das Stück wurde 1933/34 von 115 deutschen Theatern inszeniert und in über 1.000 Städten Deutschlands aufgeführt, sein Autor erhielt an die 50.000 RM Bühnentantiemen. Mit seinem Werk verherrlichte der Dichter den deutschen Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter, der schon lange als eine Kultfigur der nationalen Rechten verehrt wurde und den Johst nun zum "ersten Soldaten des Drittes Reiches" stilisierte. Der historische Schlageter hatte 1923 mehrere Sabotageakte im französisch besetzten Ruhrgebiet mitverübt, wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und am 26. Mai desselben Jahres hingerichtet.

 

Verleihung des 'Preises der NSDAP für die Kunst' an Hanns Johst durch Alfred Rosenberg, 11.9.1935
Verleihung des 'Preises der NSDAP für die Kunst' an Hanns Johst durch Alfred Rosenberg am 11.9.1935 im Nürnberger Opernhaus. In der ersten Reihe [v.r.] Heß, Hitler, Göring, Streicher, Nürnergs Oberbürgermeister Liebel, v. Blomberg, v. Neurath, Graf Schwerin-Krosigk, Seldte, Eltz v. Rübenach, Gürtner

Aus Illustrierter Beobachter 1935, Folge 38, S. 1488 (foto-editorisch nachbehandelt)

 

1935 ernannte Propagandaminister Goebbels Johst zum Präsidenten der Reichsschrifttumskammer (RSK), was der Dichter bis zum Zusammenbruch des "Dritten Reiches" auch blieb. Die RSK war eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die den "organisatorische[n] Zusammenschluß für alle Gruppen, die an der Herstellung, Verbreitung oder Vermittlung des Kulturgutes Buch mitwirkten", bildete (Faustmann, 202) und die als Zwangsinstitution mit dem Ziel der lückenlosen Kontrolle gegründet worden war. Johst widmete sich nun ganz seinen Verpflichtungen als nationalsozialistischer Kulturfunktionär. Bei seinen überaus zahlreichen öffentlichen Auftritten und auch kammerintern schwor er die deutschen Schriftsteller, Verleger und Buchhändler vehement auf die "Totalitätsansprüche der neuen Staatsführung" ein, wie er überhaupt in seiner Eigenschaft als Präsident der RSK bis zum Kriegsende viele Schriften verfaßte und zahlreiche Reden hielt, mit denen er die ideologischen Forderungen des Regimes äußerst aggressiv vertrat. Wenngleich er sich mit der administrativen Alltagsarbeit der RSK nur selten und ungern befaßte, darüber hinaus den Geschäftsführer der übergeordneten Reichskulturkammer und persönlichen Freund Hans Hinkel als Graue Eminenz seiner Kammer akzeptierte, sah sich Johst keinesfalls jedoch als Marionette, die an den Fäden anderer hing, sondern als tätiger, energischer Nationalsozialist, der sich uneingeschränkt mit seinen Fähigkeiten für die Ziele der Partei einzusetzen gedachte. Als Mann der Kultur erblickte er seine Rolle auf dem Gebiet der geistigen Führung, nicht auf dem der administrativen Durchführung. Er war 'Denker', Agitator, Redner, Propagandist, der sich in den Höhen weltanschaulicher Forderungen bewegte, nicht in den Niederungen ihrer prosaischen Umsetzung. Als der führende Literaturfunktionär des Regimes "repräsentierte" er; aber nicht im Sinne einer Einschränkung, sondern mit totalem Anspruch: Er verkörperte die Gesamtheit der nationalsozialistisch ausgerichteten deutschen Literatur. Er war damit Sinnbild und Fixpunkt der ideologischen Orientierung der deutschen Literatur auf die NS-Weltanschauung.

Seine im traditionellen Sinne literarische Tätigkeit stellte er hingegen ein. Allerdings schrieb er weiterhin propagandistische Texte, unter denen vor allem seine drei Bücher Maske und Gesicht. Reise eines Nationalsozialisten von Deutschland nach Deutschland (1935), Fritz Todt. Requiem (1943) und Ruf des Reiches - Echo des Volkes! Eine Ostfahrt (1940) zu nennen sind. Mit dem letztgenannten Werk ist jenes erste und einzige literarische Erzeugnis einer geplanten "Saga des Großgermanischen Reiches" bezeichnet, die den deutschen Eroberungs- und Kolonisierungszug im Osten verherrlichen sollte und die Johst nach eigenem Willen und im Auftrag des Reichsführers-SS schreiben wollte.

Mit Himmler war Johst seit den frühen 1930er Jahren eng befreundet. Schon im Oktober 1933 hatte der Dichter dem Freund geraten, Thomas Mann ins KZ Dachau "zur Herbstfrische" zu stecken, um sich auf diese Weise an dessen Sohn Klaus Mann zu rächen, der in Amsterdam die Emigrantenzeitschrift Die Sammlung herausgab. Die im Bundesarchiv verwahrte Korrespondenz zwischen beiden bezeugt eine herzliche, über Jahre intensiv gepflegte Freundschaft, bei der sich Johst gar die Anrede "Heini Himmler" erlauben durfte. Der Reichsführer nahm den von ihm als großen Dichter angesehenen Freund Ende 1935 in die Allgemeine SS auf und beförderte ihn schon zwei Jahre später in die Generalität. Von Oktober 1939 bis November 1944 war Johst nachweislich immer wieder und zuweilen bis zu drei Monate lang Himmlers Gast in dessen Feldkommandostelle. Der SS-Chef gewährte seinem "Barden der SS", wie er in diesen Kreisen genannt wurde, Einblick in die Kolonisierungs- und Völkermordaktivitäten des Regimes. So war Johst Teilnehmer jener ganz kleinen Runde von SS-Führern, die im Juni 1941 von Himmler auf der SS-Ordensburg Wewelsburg bei Paderborn persönlich in den geplanten Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetunion eingeweiht wurde. Zusammen mit Himmler besichtigte er "Judenlager" an der Durchgangsstraße 4 bei Lemberg (August 1942), und Johst war auch dabei, als der SS-Chef am 4. Oktober 1943 in Posen jene berühmte Geheimrede hielt, in der er offen über die Judenvernichtung sprach. So hatte Johst selbst auch keine Skrupel, noch im November 1943 einen "frechen Volljuden" als solchen zu denunzieren und damit dessen Ermordung in die Wege zu leiten (was allerdings nicht gelang).

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Nach dem Krieg: Unter Anklage

Im Mai 1945 wurde Johst von amerikanischen Soldaten in Haft genommen, verhört und anschließend in verschiedenen Lagern Bayerns interniert. Bevor er im Oktober 1948 entlassen wurde, war 1947 das Entnazifizierungsverfahren gegen ihn eingeleitet worden. Im Juni 1949 stufte ihn die Hauptkammer München als "Mitläufer" (Gruppe IV) ein und verhängte zur Wiedergutmachung einen einmaligen Bußbetrag von 500 DM. In der sechs Wochen später stattgefundenen Berufungsverhandlung wurde der erste Spruch jedoch aufgehoben und Johst in die Gruppe I der "Hauptschuldigen" rubriziert. 1951 wurde auch dieses Urteil kassiert, der Dichter nun in die Gruppe II der "Belasteten" verwiesen. Schließlich, 1955, wurde auch dieser Spruch aufgehoben, das Verfahren aufgrund des sog. Befreiungsgesetzes eingestellt. Die Kosten fielen der Staatskasse zur Last, Johst war faktisch rehabilitiert.

1952 wurde das drei Jahre zuvor gegen ihn verhängte Publikationsverbot im Zuge eines Gnadenerweises aufgehoben. Gleichwohl gelang es dem Dichter nicht, sich künstlerisch zu reetablieren, obwohl er sich unablässig und mit Nachdruck darum bemühte. 1955 publizierte Johst sein letztes Buch Gesegnete Vergänglichkeit - die gekürzte und um exzessive antisemitische Passagen gereinigte Fassung eines ursprünglich den Aufstieg des Nationalsozialismus verherrlichenden Romans, der bereits 1944 in den Korrekturfahnen vorgelegen hatte und nun, zehn Jahre nach dem Krieg, als angeblich "unpolitisches" Alterswerk dem Publikum präsentiert wurde. Obwohl das Werk so gut wie unbeachtet blieb und die ganz wenigen Kritiken niederschmetternd waren, schrieb der Dichter unbeirrt weiter.

Der heute im Deutschen Literaturarchiv Marbach archivierte Nachlaß des Dichters umfaßt mehrere hundert Gedichte, eine große Anzahl oftmals fragmentarischer Erzählungen und dramatische Arbeiten bis hin zum fünfaktigen Schauspiel. In vielen dieser Texte schreibt der Dichter über sich selbst, seine politische Rolle, die deutsche Vergangenheit oder überhaupt über zeitgeschichtliche Fragen. Daraus geht hervor, daß ihn in den über drei Jahrzehnten nach dem Krieg seine Teilhabe am NS-System, seine literarische Unterstützung der Kolonisierung und des Völkermordes in Osteuropa niemals wirklich selbstkritisch beschäftigte. Zwar war die Vergangenheit ein Thema, das sein Denken besetzte, allerdings mit der impliziten oder expliziten Absicht der Selbstexkulpation. Um 1958/59 notierte er: "Da sitzt also eines Tages einem eine bewährte Freundin gegenüber und fragt mit runden Augen wie man zu den Morden von SS Männern stehe. Ohne Konvention sänke einem der Unterkiefer auf das Chemisette. Die einzige Gegenfrage könnte lauten: wie denken sie über Kinder die Stubenfliegen Beine ausreissen?" Die Schriften zeigen, daß der Dichter bis zu seinem Tode an seinem sozialdarwinistisch begründeten Rassismus festhielt und keinen Anlaß sah, seine ideologischen Glaubenssätze einer Revision zu unterziehen.

Johst erwies sich hinsichtlich der gedanklichen Durchdringung der jüngsten historischen Phänomene wie auch der darin gespielten eigenen Rolle als moralisch und intellektuell überfordert. Rudolf Hartung brachte dies mit den Worten auf den Punkt, Johsts intellektueller Horizont sei "hoffnungslos dürftig" (Hartung, 1). Der Autor selbst gelangte bemerkenswerter Weise in den wenigen klaren Momenten seiner Reflexion zu einer ähnlichen Erkenntnis. Um 1958/59 datiert ein Fragment, das in prägnanter Weise seine literarische Situation widerspiegelt und auch ein seltenes Dokument dafür ist, daß Johst zumindest punktuell eine - wenn auch deprimierende - realistische Einschätzung seiner dichterischen Statur leisten konnte: "Ich werde nie entdeckt werden. Ja, wenn ich Vegetarianer [!] oder Briefmarkensammler, Tischrückler oder Kaffeesatzvisionar [!] sein könnte würden meine Vereinsbrüder meine Grösse rühmen aber so bin ich für die Intellektuellen zu dämlich und für die Dummen zu intellektuell."

Von der Öffentlichkeit nicht mehr zur Kenntnis genommen, lebte Johst zurückgezogen bis kurz vor seinem Tode in Oberallmannshausen und starb - ein knappes Jahr nach seiner Frau - am 23. November 1978 in Ruhpolding.

 

Nachlaß und ungedruckte Quellen

Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N. (DLA)

Nachlaß Hanns Johst (21 Kästen): zahlreiche Briefe von und an Johst, Manuskripte überaus zahlreicher und teilweise auch veröffentlichter literarischer und nichtliterarischer Texte (Lyrik, Prosa, Dramatisches).

Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde

SS-Personalakte Johst; Bestand R 56: Reichskulturkammer (äußerst umfangreiche, mehrere hundert Schreiben umfassende Korrespondenz des Präsidenten der RSK); Bestand NS 19: Persönlicher Stab Reichsführer-SS (zahlreiche Dokumente, die direkt oder indirekt Johst betreffen: Kalendernotizen und Tischgespräche Himmlers, die Termin- bzw. Diensttagebücher seines Persönlichen Referenten Dr. Brandt etc.); weitere Einzelkonvolute aus R 55: Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda; R 43: Reichskanzlei, R 58: Reichssicherheitshauptamt; R 78: Reichsrundfunkgesellschaft; NS 3; NS 11; NS 31.

Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin

Materialien zu, von und über Johst im Bestand Preußische Akademie der Künste, vor allem in der Sektion für die bildenden Künste, für Musik und für Dichtung (betr. Johsts Rolle in der Sektion für Dichtkunst und der späteren Deutschen Akademie der Dichtung: Sitzungs- und Ausschußprotokolle, Korrespondenzen einzelner Mitglieder, Briefwechsel mit dem Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, zwischen Johst und anderen, Mitgliederlisten, Presseausschnitte usw.)

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin

Dokumente aus Beständen, die Johsts Tätigkeit als Erster Dramaturg am Preußischen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt betreffen: Brandenburg-Preußisches Hausarchiv (BPH), Rep. 119 (Generalintendanz der Preußischen Staatstheater Berlin) sowie Hauptabteilung I.

Amtsgericht München, Registratur S

Unterlagen zum Spruchkammerverfahren gegen Johst in München 1947-1955 (vier Aktenbände: 1. Spruchkammerakte (1945-1957), 2. Akte mit zeitgenössischen Photokopien aus den Unterlagen des Berlin Document Center, 3. Akte "Überstücke" mit zahlreichen Duplikaten der Spruchkammerakte; 4. Akte des Generalanklägers).

 

Selbstständige Veröffentlichungen Johsts

1. Dramen

Die Stunde der Sterbenden. Szene. Leipzig: Verlag der Weißen Bücher, 1914.

Stroh. Eine Bauernkomödie. Leipzig: Verlag der Weißen Bücher, 1915.

Der junge Mensch. Ein ekstatisches Szenarium. München: Delphin, 1916.

Der Ausländer. Ein bürgerliches Lustspiel. Leipzig: Kurt Wolf, 1916.

Der Einsame. Ein Menschenuntergang. München: Delphin, 1917.

Der König. Schauspiel. München: Langen, 1920.

Propheten. Schauspiel. München: Langen/Müller, 1922.

Wechsler und Händler. Komödie. München: Langen, 1923.

Die fröhliche Stadt. Schauspiel. München: Langen, 1925.

Der Herr Monsieur. Nach Holbergs Jean de France. München: Langen, 1926.

Marmelade. Komödie. München: Langen, 1926.

Thomas Paine. Schauspiel. München: Langen, 1927.

Schlageter. Schauspiel. München: Langen/Müller, 1933.

2. Lyrik

Wegwärts. Gedichte. München: Delphin, 1915 [1916].

Rolandsruf. München: Langen, 1919.

Mutter. Gedichte. München: Langen/Müller, 1921.

Lieder der Sehnsucht. München: Langen, 1924.

Die Strasse. Gedichte und Gesänge. Potsdam: Stichnote, 1941. Schriftenreihe der Presseabteilung des Reichsministers Dr. Todt. Bd. 1.

Im Tal der Sterne. Liebeslieder. Mutterlieder München: Münchner Buchverlag, o. J. [1943]. Reihe "Münchner Lesebogen" Nr. 123, hg. von Walter Schmidtkunz.

3. Romane, Erzählungen, Novellen

Der Anfang. Roman. München: Delphin, 1917.

Kreuzweg. Roman. München: Langen, 1922.

Tohuwabohu. Hg. von W. Klöpzig. Bielefeld: Velhagen & Klasing, 1929.

So gehen sie hin. Ein Roman vom sterbenden Adel. München: Langen, 1930.

Die Torheit einer Liebe. Roman. Bielefeld: Velhagen & Klasing, 1930.

Ave Eva. Erzählung. München: Langen, 1932.

Mutter ohne Tod. Die Begegnung. Zwei Erzählungen. München: Langen/Müller, 1933.

Kunterbunt. Besorgt von Siegfried Casper. Bielefeld, Leipzig: Velhagen & Klasing, 1941.

Gesegnete Vergänglichkeit. Roman. Frankfurt/M.: Pandion, 1955.

4. Kulturtheoretische, politische und Propagandaschriften, Reden, Reiseberichte

Dramatisches Schaffen. Eine Ansprache. Chemnitz: Gesellschaft der Bücherfreunde, 1922.

Wissen und Gewissen. Hg. von Rolf Gunz. Essen: Otto Schlingloff, 1924.

Consuela: Aus dem Tagebuch einer Spitzbergenfahrt. München: Langen, 1925.

Briefe und Gedichte von einer Reise durch Italien und die Wüste. Chemnitz: Gesellschaft der Bücherfreunde zu Chemnitz, 1926.

Ich glaube! Bekenntnisse. München: Langen, 1928.

Standpunkt und Fortschritt. Schriften an die Nation 58. Hg. von Werner Beumelburg. Oldenburg: Stalling, 1933.

Maske und Gesicht. Reise eines Nationalsozialisten von Deutschland nach Deutschland. München: Langen/Müller 1935.

Ruf des Reiches - Echo des Volkes! Eine Ostfahrt. München: Franz Eher Nachf., 1940.

Fritz Todt. Requiem. München: Franz Eher Nachf., 1943.

5. Textsammlungen

Meine Erde heißt Deutschland. Aus dem Leben und Schaffen des Dichters. Berlin: Büchergilde Gutenberg, 1938.

Erkenntnis und Bekenntnis: Kernsätze aus den Werken und Reden. Ausgewählt von Georg von Kommerstädt. München: Langen/Müller, 1940.

Hanns Johst spricht zu dir. Eine Lebenslehre aus seinen Werken und Reden. Hg. von Siegfried Casper. Berlin: Nordland, 1942.

Erzählungen. Die Torheit einer Liebe. Consuela. Mutter ohne Tod. Die Begegnung. München: Langen/Müller, 1943.

 

Literatur

Barbian, Jan-Pieter. Literaturpolitik im "Dritten Reich". Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder. Überarb. u. aktualis. Ausg. Stuttgart: dtv, 1995.

Breitman, Richard. Der Architekt der "Endlösung". Himmler und die Vernichtung der europäischen Juden. Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh, 1996.

Brenner, Hildegard. Ende einer bürgerlichen Kunst-Institution. Die politische Formierung der Preußischen Akademie der Künste ab 1933. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1972

Bumm, Peter H. "Hanns Johst". Ders. Drama und Theater der konservativen Revolution. Diss. München 1971, 213-233.

Cuomo, Glenn R. "Hanns Johst und die Reichsschrifttumskammer. Ihr Einfluß auf die Situation des Schriftstellers im Dritten Reich". Leid der Worte. Panorama des literarischen Nationalsozialismus. Bonn: Bouvier, 1987, 108-132.

Dahm, Volker. "Die nationalsozialistische Schrifttumspolitik nach dem 10. Mai 1933". Walberer, Ulrich (Hg.). 10. Mai 1933. Bücherverbrennung in Deutschland und die Folgen. Frankfurt/M.: Fischer, 1983, 36-83.

Dahm, Volker. "Anfänge und Ideologie der Reichskulturkammer". Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 34 (1986) 1, 53-84.

Daphinoff, Dimiter. "Baal, die frühe Lyrik und Hanns Johst". Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 19 (1975), 324-343.

Denkler, Horst. "Hanns Johst". Rothe, Wolfgang (Hg.). Expressionismus als Literatur. Bern, München: Francke, 1969, 547-559.

Denkler, Horst. "Einleitung". Ders. (Hg.). Einakter und kleine Dramen des Expressionismus. Stuttgart: Reclam, 1983, 5-19.

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Düsterberg, Rolf. "Hanns Johst im Urteil Carl Zuckmayers". Zuckmayer-Jahrbuch V (2002), 297-318.

Düsterberg, Rolf. "'Zu deutschestem Sieg über Mißklang der Welt'. Die Neugründung der Deutschen Robert-Schumann-Gesellschaft in Zwickau 1943". Schumann-Studien 7 (2004), 227-248.

Düsterberg, Rolf. "'Mein Reichsführer, lieber Heini Himmler!'. Er wollte Thomas Mann ins KZ bringen und im Auftrag der SS Heldensagas schreiben. Unter den faschistischen deutschen Autoren von Ernst Jünger bis Heinrich Lersch war Hanns Johst der Gläubigste". Die Zeit, 59, 12 vom 11. März 2004, 82 ("Zeitläufte").

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Ende