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Untersuchungsbericht der Polizeidirektion München in Sachen des 1907 bei R. Piper erschienenen Tagebuchs einer Dame nach Befragung des Kunstmalers E. Lammert
München, 1.8.1908

Linie
Viereck

Dokument

StaatsA Mü: Pol.dir. München 7240

Einordnung

Das bei 1907 bei Piper in München und Leipzig erschienene Tagebuch einer Dame befindet ist seit dem 6.9.1907 Gegenstand eines polizeilichen Verfahrens. Gerüchten zufolge handelt es sich bei dem Text um einen Schlüsselroman. Die vorliegende Untersuchung bestätigt dies. Lammert scheint einer der in dem Buch Portraitierten zu sein — angeblich erhielt er sein Exemplar vom unbekannten Verfasser — er muß später, am 18.1.1908 jedoch zugeben, daß er es Hauptmann Meinhold aus Dresden auf den Titel aufmerksam gemacht wurde und ihn dann bei Piper bestellte — und daß Piper damit nach dem Verbot des Buches noch ein Exemplar herausgab. Siehe zum gesamten Vorgang die eingehendere Fallstudie.

Der Kunstmaler und Hauptlehrer an der städtischen Gewerbeschule Eduard Lammert wohnt Landwehrstraße No. 57/IV hat mir heute angegeben, daß er keine Angaben in bezeichneter Richtung machen könne. Das bezeichnete Buch "Tagebuch einer Dame", das er vor etwa 4 Wochen dem Herrn Hauptm. Meinhold auf Wunsch geschickt habe, habe er nicht erst jetzt erworben, sondern dasselbe sei ihm im Juli v.J. glaublich von hier aus, als Drucksache mit der hämischen Bemerkung: Das Buch dürfte auch Sie interessieren", wahrscheinlich vom Verfasser, zugeschickt worden. Lammert wird angeblich geradeso, wie Hauptmann Meinhold, durch den Inhalt des genannten Buches hart mitgenommen, glaubt auch, wie Hauptm. Meinhold den Verfasser zu kennen, will sich aber darüber nicht äußern.

Auf ausdrückliches Befragen erklärte Lammert daß er keine Angaben darüber machen könne, daß die Firma Piper das mehrerwähnte Buch nach der Beschlagnahme noch verkauft habe.

 

Josef Schmäling
Krim Schutzm.


Ende