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Vossische Zeitung

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Viereck Provisorisch: Olaf Simons, 2004

Geht zurück auf die erste Berliner Zeitung, die ab Nummer 36 von 1617 überlieferte Frischmann-Zeitung — geleitet von Christoph und später auch seinem Bruder Veit Fischmann. Nach dem Tod Fischmanns geht die Zeitung 1662 an den Druckermeister Johann Michael Rüdiger. 1704 kommt es zu einer Konkurrenz zwischen der Druckerei Rüdiger und der Druckerei Lorentz in Berlin. Lorentz erwirbt ein Zeitungsprivileg und gibt die unter diesem die Berlinische Ordinaire Zeitung heraus. Ab 1721 an führt sie der Drucker Johann Andreas Rüdiger als Berlinische Privilegirte Zeitung mit drei Ausgaben pro Woche fort. Das Blatt geht 1751 an den Schwiegersohn Johann Andreas Rüdigers, Christian Friedrich Voss (von hier her rührt der spätere Name Vossische Zeitung). Bis 1755 arbeitet Gotthold Ephraim Lessing für ihn als Rezensent. Am 1. September 1784 übernimmt Karl Philipp Moritz mit einem wegweisenden Konzept die Redaktion, die er allerdings nach wenigen Monaten wieder abgibt. Von 1785 an nennt sich die Zeitung Königlich Privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, im Volksmund ist sie die "Tante Voss". Voss' Tochter, verheiratet mit dem Bruder Lessings, bringt das Geschäft nach Voss' Tod 1802 in die Familie Lessing. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erscheint die Ausgabe mit 16 Seiten. 1824 wird der tägliche Turnus, 1875 der zwei Mal tägliche eingeführt. Mitte des 19. Jahrhunderts hält die Vossische Zeitung in Berlin die Marktführerschaft mit klarem Engagement für die freiheitlichen Kräfte. Von 1870 bis 1890 ist Theodor Fontane Theaterkritiker der Zeitung. Als Blatt des liberalen Bürgertums erreicht sie Ende des 19. Jahrhunderts jedoch nur eine abgeschlagene Stellung im Zeitungskampf zwischen Ullstein, Scherl und Mosse — als solides Blatt mit finanziell gutsituierter Kundenschicht.

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Vom liberalen Blatt des 19. Jahrhunderts zum zentralen Organ des Ulllstein Medienkonzerns

Der Mangel eines Modernisierungskonzepts und Rivalitäten zwischen den Eignerfamilien Lessing und Müller führen Ende des 19. Jahrhunderts zum Niedergang des Traditionsunternehmens. Rudolf Mosse übernimmt einen Teil der Anteile aus dem Müllerschen Konsortium. August Huck, dessen Spezialgebiet Zeitungen in den Provinzstädten sind, erwirbt schließlich zwei Drittel der Vossischen Zeitung. Sein Sohn Wolfgang Huck folgt nach dem Tod des Vaters in den Chefsessel, ohne jedoch die Chance zu erhalten, gegen die verbleibenden Anteilseigner Modernisierungen durchzusetzen. 1910 wird die Zeitung offiziell in Vossische Zeitung umbenannt. Am 2.8.1914 kauft der Ullstein Verlag die gesamte Zeitung auf. Das Blatt wird in den folgenden Jahren der Modernisierung unterzogen. Georg Bernstein, Vorsitzender des deutschen Presseausschusses wird Chefredakteur und beleuchtet während des Ersten Weltkriegs noch kritisch die wirtschaftlichen Motive hinter Entscheidungen im aktuellen Kriegsgeschehen. Die Vossische Zeitung avanciert als Meinungsträger zum Zentralorgan des Ullstein Konzerns.

Vossische Zeitung vom 10.9.1926

Vossische Zeitung, Nr. 429, Abendausgabe, Druck und Verlag: Ullstein AG Berlin, 10. September 1926, Quelle: DHM, Berlin, Do2 95/727


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