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Schreiben Lachmann an van den Berg
Berlin, 5.6.42

Linie
Viereck

Dokument

RH 69 1b, S.37/38.

Einordnung

Schreiben des Prokuristen Otto Lachmann vom Deutschen Verlag (dem vormaligen Haus Ullstein) an den bei der Firmentochter Versandbuchandlung Arnold angestellten Verlagsvertreter Alexander van den Berg, nachdem dieser seinem Vorgesetzten Matthias Lackas Vorwürfe wegen irregulärer und korrupter Geschäftspraktiken gemacht hatte. Van den Berg muß die Vorwürfe zurückziehen, die Unternehmensleitung stellt sich hinter Lackas.

Herrn

Alexander van den Berg

Eschenalle 41

Mönchmühle bei Mühlenberg

Berlin, den 5.6.42

L/Kr. 353

Sehr geehrter Herr van den Berg!

Sie haben seit einer Reihe von Jahren die Interessen der Reisebuchhandlung Georg Arnold dem Publikum gegenüber wahr genommen und haben uns insbesondere bei der Einführung und dem Vertrieb des "klugen alphabets" wertvolle dienste geleistet.

Umsomehr bedaure ich, Daß durch Ihr Verhalten Herrn Lackas gegenüber eine Situation geschaffen wurde, die für Herrn Lackas sowohl wie auch für die Reisebuchhandlung arnold untragbar ist. Herr Lackas hat mir Ihren Brief zu lesen gegeben, von dem ich sagen muß, daß er besser ungeschrieben geblieben wäre. Auf keinen Fall jedenfalls kann Herrn Lackas zumuten, nachdem Sie es nun einmal für richtig gehalten haben, Angriffe, die gegen die Ehre des Herrn Lackas gehen, vorzubringen, mit Ihnen weiter zusammenzuarbeiten, wenn die Sache nicht rückgängig gemacht wird. Ich stelle Ihnen anheim, sich bei Herrn Lackas in gehöriger Form zu entschuldigen und Ihre Angriffe zu widerrufen; andernfalls würde ich Herrn Lackas veranlassen, die Angelegenheit der Reichsschrifttumskammer zur weiteren Behandlung zu übergeben.

Obwohl die Buchhandlung Arnold jetzt kaum noch Verkaufsobjekte für Vertreter zur Verfügung hat, haben sowohl Herr Henze wie auch Herr Lackas sich gerade in Ihrem Fall immer wieder bemüht, etwas für Sie zum Verkauf bereitzustellen, um Sie über die für Vertreter zweifellos nicht einfache Zeit hinwegzubringen. Es war Ihnen vermittels dieser Ihnen zum Verkauf übergebenen Objekte möglich, in diesem Jahr bereits rund RM 6.000.- Provision bei der Buchhandlung Arnold zu verdienen. Das ist ein Betrag, wie ihn nur selten jemand in dieser Zeit verdient, und die Reichsschrifttumskammer wird wahrscheinlich sehr wenig Verständnis dafür haben, daß Sie sich trotzdem über die Höhe der Ihnen bewilligten Provision beschweren. Ihr Verdienst hätte sich nach meiner auffasung nach noch wesentlich steigern lassen, wenn Sie flotter gearbeitet und nicht so viele Ruhetage eingelegt hätten.

Ich bin, wie ich Ihrer Gattin bei Ihrem gestrigen Besuch schon sagte, zwar sehr verärgert über Sie, weil Sie uns Aufträge gebracht haben, die zum Teil geplatzt sind, möchte aber trotzdem weiterhin versuchen, Ihre Arbeitskraft der Buchhandlung Arnold zu erhalten. Unter welchen Voraussetzungen das möglich ist, habe ich oben gesagt.

Ich hoffe, daß Sie im wohlverstandenen eigenen Interesse meinen Ratschlag aufgreifen werden.


Ende