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Scherl, August Hugo Friedrich
24.7.1849 - 18.4.1921

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Viereck Olaf Simons 2004/ Eingehenderer Artikel willkommen

Verleger, geboren am 24.7.1849 in Düsseldorf. Tritt als Lehrling in den väterlichen Verlag der Illustrierten Zeitung ein. Der Vater überträgt ihm schließlich die Vertragsrechte am Blatt, dessen Namen Scherl in Illustrierte Presse umändert; er gründet zudem die Täglichen Berliner Neuigkeiten muß jedoch beide Blätter aufgeben, nachdem Kredite auslaufen und die Nachfrage unter der Rentabilitätsgrenze bleibt.

Mit dem nächsten Projekt orientiert sich Scherl an ausländischen Zeitungen: Am 3.11.1883 gründet er mit dem Berliner Lokal-Anzeiger - Central Organ den ersten deutschen Generalanzeiger. Der Anzeiger erscheint kostenlos ein Mal pro Woche am Sonntag und wird durch das Anzeigengeschäft finanziert. 1885 geht man zum täglichen Erscheinungmodus über, der Zustellpreis beträgt im Abonnement 1 Mark pro Monat. Schulden von 600.000 RM zwingen Scherl 1888 Anteile seiner Unternehmen zu verkaufen. Gewinne wirft jedoch die selben Jahres gegründete "Berliner Lokal Anzeiger August Scherl Compagnie KG" ab, die 1895 in eine GmbH umgewandelt wird. Das Unternehmen firmiert ab 1900 als "August Scherl Verlag GmbH".

1889 kommt die Berliner Abendzeitung in das sich entwickelnde Zeitschrften-Imperium; 1894 die Neuesten Berliner Handels- und Börsennachrichten und 1899 die Illustrierte Die Woche, die, im Erscheinungsbild zu provinziell, jedoch an der Konkurrenz aus dem Hause Ullstein scheitert. Die Berliner Illustrierte Zeitung setzt sich im Marktsegment der mit aktueller Photographie berichtenden Illustrierten durch.

Eine Neugründing des Jahres 1900 ist Der Tag, mitg zwei Ausgaben am Tag und erstmals rot unterstrichenen Überschriften eine optische Novität, die jedoch nicht in die Gewinnzone kommt - allerdings aus Prestigegründen bis 1934 am Leben gehalten wird.

1904 erwirbt Scherl die Gartenlaube und Sport im Bild, 1905 den Praktischen Wegweiser, den er als den Allgemeinen Wegweiser zum geschäftlichen Erfolg führt. Der Erwerb weiterer Zeitschriften arrondiert das Unternehmen. Der Aufbau eines Adressbuchverlags und einer Annoncenexpedition kommen hinzu. Scherl beschäftigt sich schließlich mit Theaterorganisation, Lotterie-Systemen und der Einschienenbahn mit der Folge das seine Unternehmungen in die finanzielle Schieflage geraten. 1913 teilt er Reichskanzler Bethmann-Hollweg, er werde 8 Millionen Mark Stammanteile seines Verlags verkaufen; Rudolf Mosse, der bereits Anteile der Unternehmen besitzt, biete ihm 11,5 Millionen Mark; er sei jedoch bereit, "Freunden der Regierung" die Stammanteile für einen Preis um die 10 Millionen zu überlassen. Bethmann-Hollweg verhandelt mit Sponsoren. Der "Deutsche Verlagsverein" erwirbt schließlich mit Geldern die Baron Alfred von Oppenheim und der Kölner Finanzier Louis Hagen eischießen für 8 Millionen Mark vorübergehend die Stammanteile des Scherl-Verlags. Der endgültige Käufer wird Alfred Hugenberg, Vorsitzender des Direktoriums von Krupp, der aus Scherls Unternehmen im Lauf der nächsten Jahrzehnte den gewichtigsten Medienkonzern im deutschsprachigen Raum formen sollte. Scherl legt seine Geschäftsführung am 5.2.1914 nieder. Er stirbt am 18.4.1921 in Berlin und ist auf dem Luisenstädtischen Friedhof beerdigt.


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