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Hugenberg, Alfred
19.6.1865 - 12.3.1951

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Biographie
Veröffentlichungen
Literatur

Scherl-Verlag

 

 

Biographie

Seit 1916 rechtsnationaler Medienmagnat mit besten Kontakten in die Schwerindustrie und das politische Establishment, in den zwanziger Jahren mit seinem Medienimperium gewichtigster Unterstützer der Nationalsozialisten. Geboren am am 19.6.1865 in Hannover. Vater: Karl Hugenberg, Schatzrat und Mitglied des preußischen Landtages, Mutter Erneste, geborene Adickens, aus einer Gutsbesitzerfamilie.

1883-1888 Jura-Studium in Göttingen, Heidelberg und Berlin mit anschließendem Referendariat. 1888 Studium der Volkswirtschaft in Straßburg mit einer Promotion über die Besiedlung nordwestdeutscher Moore. 1888/89 Ableistung der militärischen Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger.

1891 gründet Hugenberg gemeinsam mit Carl Peters den Allgemeinen Deutschen Verband (ab 1894: Alldeutscher Verband), Ziele sind die Förderung des Nationalbewußtseins, der Schutz des Auslandsdeutschtums und eine aktive Außenpolitik des Reiches. Obwohl nur kurz im Vorstand vertreten, hat er dort starken Einfluß.

1894-1899: Regierungsassessor bei der preußischen Ansiedlungskommission in Posen. 1900: heiratet die Tochter des Frankfurter Oberbürgermeisters Franz Adickes Gertrude Adickes (1878-1960) (Hugenbergs Mutter war selbst eine geborene Adickes und die Cousine von Franz Adickes). Alfred und Gertrude Hugenberg haben einen Sohn und drei Töchter, darunter Theodore, die spätere Frau von dem Komponisten Ludwig Rottenberg. 1900-1903 Verbandsdirektor der Raiffeisengenossenschaften in Posen. 1903-1907 Position als Vortragender Rat im preußischen Finanzministerium.

1907/08 wechselt Hugenberg als Direktor der Berg- und Metallbank in Frankfurt/Main wechselt von der Politik in die Industrie. Von 1909 bis 1918 ist er Vorsitzender im Direktorium der Friedrich Krupp AG in Essen.

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Mediengigant des Kaiserreichs und der Weimarer Republik

Bereits 1912 führt Hugenberg eine verdeckte Pressekontrollbehörde, in der er versucht, Einfluß auf die Meinungsbildung zu gewinnen. 1913 kauft er von dem Legationsrat von Schwerin vier kleinere Nachrichtenbüros, die er zur Telegraphen Union GmbH (TU) zusammenschließt. Das langfristige Ziel liegt im Angriff auf das Monolpol des Wolffschen Telegraphen Büros (WTB). Als August Scherl 1913 Reichskanzler Bethmann-Hollweg davon in Kenntnis setzt, daß er sich von Stammanteilen seines Konzerns im Wert von 8 Millionen Mark trennen werde - Rudolf Mosse biete ihm für diese 11,5 Millionen Mark; er würde die Anteile jedoch "Freunden der Regierung" für 10 Millionen überlassen wird das Unternehmen, neben Ullstein und Mosse einer der drei großen Berliner Mediengiganten von Baron Alfred von Oppenheim und dem Kölner Finanzier Louis Hagen mit einer Finanzierung von 8 Millionen Mark aufgefangen. Am 5.2.1914 legt Scherl die Geschäftsführung nieder. Die neue Holding Deutscher Verlagsverbund macht jedoch bald Schulden in Millionenhöhe. Die Käufer wenden sich an die Regierung. Diese wiederum wird mit Hugenberg handelseinig, der dem Deutschen Verlagsverein die Tilgung der Schulden zusichert, unter der Voraussetzung, daß ihm die Anteilsmehrheit am Scherl Unternehmen übertragen wird. Am 25.3.1916 übernimmt Hugenberg den Vorsitz in Scherls ehemaligem Unternehmen. Zu den Unterstützern der Übernahme gehört das preußische Innenministerium, das Hugenberg im August 1914 sowie im Jahre 1916 je 2,5 Millionen Mark zur Verfügung stellt.

1914 gründet Hugenberg schließlich noch die Auslands GmbH, mit Sitz in Essen. Zweck der Gesellschaft, die unter Betieligung der Schwerindustrie läuft ist die Förderung der Beziehung der rheinischen Industrie zu ausländischen Kulturgebieten durch Verbesserung des Nachrichtenwesens. Mit Gründung vom 30.4.1914 komplettiert die Auslands Anzeigen GmbH mit Sitz in Berlin das Unternehmen. Sie soll Anzeigen deutscher Industrieller im Ausland lancieren, kann jedoch nach Kriegsbeginn sich kaum entfalten.

Mit der Gründung der "Ala", der "Allgemeine Anzeigen GmbH" am 9.3.1916 beginnt der Ausbau des Medienkonzerns zum vollendeten Konkurrenten der Unternehmungen Ullsteins und Mosses - der Angriff zielt auf die Vorherrschaft Mosses bei der Vermittlung von Zeitungs- und Zeitschriftenwerbung. Um das Netz an Zweigniederlassungen aufzubauen, das die Annoncenexpedition benötigt, erwirbt Hugenberg 1917 die Anteilsmehrheiten der Firmen "Haasenstein und Vogler" und "Daube und Co.". Die "Ala, Vereinigte Anzeigengesellschaft Haasenstein und Vogler,Daube und Co." wird zur größten Anzeigen Epedition in Deutschland. In das Jahr 1917 fällt zudem die Gründung der "VERA", der Verlagsanstalt GmbH mit Sitz in Berlin. Sie fungiert als Fachberatungsstelle für Großindustrielle, die Eigentümer von Zeitung werden. Der Kampf um die Provinzpresse beginnt mit den nun folgenden Übernahmen des sich ausbreitenden Konsortiums.

In den folgenden Jahren baut Hugenberg aus dem Scherl-Verlag und der Telegraphen-Union ein Medienkonglomerat aus Verlag, Nachrichtendiensten, Werbeagenturen, Korrespondenzdiensten, Filmgesellschaften und zahlreichen Zeitungsbeteiligungen auf. Die Flaggschiffe aus Scherls Zeitungsimperium geben dem Hugenberg-Konzern eine monarchistische und während der Weimarerer Republik rechtsnationale bis schließlich offen nationalsozialistische Ausrichtung.

Am 1.1.1919 tritt Hugenberg aus dem Krupp Konzern aus. Selben Jahres wird er in die Nationalversammlung, später - als führender Mann der der DNVP in den Reichstag gewählt. Politisches Engagement und Hugenbergs Monopolstellung auf dem Pressemarkt verbinden sich nun offen.

Am 23.10.1922 gründet Hugenberg die Mutuum Darlehen Aktiengesellschaft, eine Zeitungsbank, die an Zeitungen Kredite vergibt, sich an Zeitungen beteiligt, und die darüberhinaus Zeitungen mit der VERA verbindet. Aktionäre können sich über das Instrument der Zeitungsbank Einfluß auf Organe sichern. Das Unternehmen gewinnt selben Jahres seine praktische Seite mit der Gründung der WiPro: Erlaubte es die Telegraphen-Union Hugenberg, das Monopol aufzubrechen, das auf dem deutschen Nachrichtenmarkt bis dahin bei der Wolffs Telegrafen-Büro (W.T.B.) lag, so läßt sich der Verkauf der Nachrichten mit der "WiPro", der "Wirtschaftsstelle der Provinzpresse" optimieren, die fertige Matern an Zeitungskleinverlage verkauft. Das Unternehmen wird 1923 in der Inflation durch einen gleichartigen Zuerwerb erweitert. Es bietet Leitartikel, Nachrichten, Romane, Sportberichte druckfertig in Pappstreifen gepreßt, die in den Provinzdruckereien, nur noch mit Hilfe der gewöhnlichen Metallgießmaschinen zu den fertigen Druckplatten verarbetet werden müssen. Die meisten Provinzblätter, die sich auf diesem Weg Redakteure sparen, beziehen wenig später ihre Kolumnen aus Hugenbergs Werkstätten.

Der Kundenstamm wächst in den zwanziger Jahren auf 1.600 deutsche Zeitungen von deutschnationalen Blättern bis liberal konservativen. Hugenbergs Konzern beschäftigt im Verlauf einen Stab von 2000 Mitarbeitern darunter über 500 Festangestellte und 90 Redakteure mit der Aufgabe, Nachrichten auszuwählen, zu formulieren und zu kommentieren.

Zum Pressesektor kommt die noch junge Filmbranche. Bereits 1916 gründete Hugenberg die "Deutsche Lichtbildgesellschaft", aus der 1920 die Deuligfilm A.-G. hervorging. Als glänzende Aquistion erweist sich 1927 die Ufa - Universum Film AG, - die er wirtschaftlich saniert.

 

 

Hugenberg-Konzern

Central-Verband
Deutscher Industrieller
Vierer-Ausschuß
der Schwerindustrie
Hugenberg - Stinnes - Kirdorf - Beukenburg
Alldeutscher Verband
  Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte
(Dachorganisation des Konzerns)
Vorsitz: Hugenberg
 
Siedlungs- und Genossenschaftsbanken Ostdeutsche Privatbank (OPRIBA)
(Zentrale Holdinggesellschaft des Konzerns)
Aufsichtsratsvorsitzender: Hugenberg
Kleinere Industriebanken

Allgemeine Anzeigen-GmbH (ALA) Wirtschaftsstelle für die Provinz (WIPRO) VERA-Verlagsanstalt GmbH
MUTUM-Darlehens-Aktien-Gesellschaft
ALTERUM (Bank)
Telgraphen-Union (TU) August Scherl-Verlag GmbH Universum-Film-AG (UFA)
  • Anzeigenmonopol
  • Zentrale Matern-Korrespondenz
  • Fachberatungsstelle für Großindustrielle, die Eigentümer von Zeitung werden, und sekundierende Kreditinstitute
  • Nachrichten-
    agentur
  • Tageszeitungen
  • Illustrierte
  • Wochenzeitschriften
  • Fachzeitschriften
  • Film- und Funkjournale
  • Adreßbücher
  • Fremdenführer
  • Buchverlag mit Scherls Romanbibliothek
  • Spielfilmproduktion
  • Wochenschauen
  • Film-Verleih
  • Filmtheater-Ring
Zeitungen und Zeitschriften des Scherl-Verlags
 
  • Der Tag
  • Berliner Lokalanzeiger
  • Berliner Illustrierte Nachtausgabe
  • Die Woche
  • Scherl Magazin
  • Gartenlaube
  • Silberspiegel
  • Allgemeiner Wegweiser
  • Scherls-Wohnugs-Zeitung
  • Filmwelt
  • Denken und Raten
  • Das Grundeigentum
  • Der Kinematograph
  • Echo
  • Deutsche technische Auslandszeitschrift
Zeitungen unter Beteiligung des Hugenberg-Konzerns
 
  • Hannoverscher Kurier
  • Schlesische Zeitung
  • Lippische Tageszeitung
  • Merseburger Tageblatt
  • München-Augsburger Abendzeitung
  • Rheinisch-Westfälische Zeitung
  • Bergisch-Märkische Zeitung
  • Schwäbischer Kurier
  • Magedburgische Tageszeitung
  • Weimarer Zeitung
  • Saale Zeitung
  • Mitteldeutsche Zeitung
  • Eiserne Blätter
  • Deutsche Zeitung
  • Motorschau - Nationale Deutsche Motorfahrt-Zeitung
  • Kösliner Zeitung
  • Stargarder Zeitung
  • Oberschlesische Tageszeitung
  • Oppelner Nachrichten
  • Volksbote f. d. Kreise Kreuzburg u. Rosenberg
  • Süddeutsche Zeitung
  • Rosenberger Zeitung
  • Stralsunder Zeitung
  • Münchner Neueste Nachrichten
  • Fränkischer Kurier
  • Leipziger Neueste Nachrichten

 

 

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Als Politiker im Nebenberuf mit Alianzen im rechtsantionalen und nationalsozialistischen in die politische Ohnmacht

Am 1.1.1919 kündigte Hugenberg bei Krupp. Er trat selben Jahres der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) bei, über die er Mitglied der Nationalversammlung wurde. Von 1920 bis 1945 ist Hugenberg Mitglied des Reichstags. 1928, nach Richtungskämpfen und einer deutlichen Wahlniederlage der DNVP wird Hugenberg als Führer des rechten, alldeutschen Flügels zum Parteivorsitzenden gewählt. Er stellt die DNVP in den Dienst einer "nationalen Sammlung", die letztendlich Hitler den Weg bahnt. Im Volksentscheid gegen den Young-Plan koaliert Hugenberg 1929 mit der NSDAP und dem Stahlhelm. Mit Bildung der Harzburger Front versucht er 1931 unter Einschluß der NSDAP die nationalistischen Kräfte gegen das Kabinett Brüning zu bündeln. 1932 unterstützt er das Kabinett Papen und warnt nun erstmals offener vor der zunehmenden Macht der NSDAP. Am 30.1.1933 beruft ihn Hitler als Minister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung in sein erstes Kabinett. Hugenberg tritt jedoch bald von allen Minister- und Parteiämtern zurück. Die Auflösung der DNVP berührt seine Position als Reichstagsabgeordneter nur am Rande; als "Gast der Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei" bleibt er bis 1945 Reichstagsmitglied.

Der politischen Entmachtung Rechnung tragend verkauft Hugenberg seinen Pressekonzern in den Jahren von 1933 bis 1935 sukzessive. Die Ufa wird 1937 verstaatlichet, des der Scherl-Verlag 1944, Hugenberg erhält großzügige Entschädigungen, für die sich noch nach dem Krieg die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolgerin des Dritten Reichs verbürgt.

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Nachkriegskarriere

1946 internieren die Briten Hugenberg. Seine Entnazifizierung endet 1947 vorläufig mit der Einstufung "Minderbelastet". In mehreren Berufungsverfahren erreicht er die Entlastung, wobei das Gericht im Blick auf sein forgeschrittenes Alter davon ausgeht, das von ihm keine weitere politische Betätigung mehr zu erwarten ist. Am 12.3.1951 stirbt Alfred Hugenberg stirbt in Kükenbruch (bei Rinteln).

 

Veröffentlichungen

Quartett: Dichtungen unter Mitwirkung von Arthur Gutheil, Erich Hartleben, Alfred Hugenberg. Hrsg. von Karl Henckell (Hamburg: Meißner, 1886). 151 S.

Die Besiedelung der norddeutschen Moore (Straßburg, Univ., Diss., 188), Teildr. 31 S.

Innere Colonisation im Nordwesten Deutschlands [= Abhandlungen aus dem Staatswissenschaftlichen Seminar zu Straßburg im Elsaß, 8] (Straßburg: Trübner, 1891), XII, 531 S.

Bank- und Kreditwirtschaft des deutschen Mittelstandes Bank- und Kreditwirtschaft des deutschen Mittelstandes (München: Lehmann, 1906), VIII, 121 S.

Hugenberg, Alfred/ Wallbaum, Wilhelm, Sozialisierung: Reden der Abgeordneten ... in der Dt. Nationalversammlung in Weimar am 8.März 1919 (Berlin: Deutschnationale Volkspartei, 1919), 64 S.

Streiflichter aus Vergangenheit und Gegenwart (Berlin: Scherl, 1927), 311 S.

Alfred Hugenberg? (Berlin [u.a]: Werdermann, [1930]), 23 S.

Die soziale Frage in Deutschland (Berlin: Scherl, 1932), 37 S.

Der Wille der Deutschnationalen (Berlin: Scherl, 1932), 23 S.

Die neue Stadt: Gesichtspunkte, Organisationsformen u. Gesetzesvorschläge für die Umgestaltung deutscher Großstädte, Vorw. u. Einl. v. A[lfred] Hugenberg (Berlin: Scherl, 1935), 97 S.

 

Literatur

Steuer, Lothar, Ein Beitrag zur Verteidigung von Dr. Alfred Hugenberg in dem Entnazifizierungsverfahren vor dem Berufungsausschuß in Detmold 1949 (Detmold: Maximilian-Verl., 1949), 94 S.

Dietrich, Valeska, Alfred Hugenberg: Ein Manager in der Publizistik (Berlin, Univ., Diss., 1960), 124 S.

Hoepke, Klaus-Peter, "Alfred Hugenberg als Vermittler zwischen großindustriellen Interessen und Deutschnationaler Volkspartei", in: Industrielles System und politische Entwicklung in der Weimarer Republik hrsg. von Hans Mommsen (Düsseldorf, 1974), S. 907-919.

Walker, Denis Paul, Alfred Hugenberg and the Deutschnationale Volkspartei Alfred Hugenberg and the Deutschnationale Volkspartei: 1918 to 1930 (Cambridge: Univ., Diss., 1976). IV, 560 S.

John A. Leopold, Alfred Hugenberg: The radical nationalist campaign against the Weimar Republic (New Haven [u.a.]: Yale Univ., 1977), XVI, 298 S., Ill.

Wernecke, Klaus/ Heller, Peter, Der vergessene Führer: Alfred Hugenberg, Pressemacht und Nationalsozialismus (Hamburg: VSA, 1982), 231 S., zahlr. Ill. [Das Buch ist Bestandteil des Medienpakets Der vergessene Fuehrer]

Feldman, Gerald D., Right-wing politics and the film industry Right-wing politics and the film industry: Emil Georg Stauß, Alfred Hugenberg, and the UFA, 1917-1933 in: Von der Aufgabe der Freiheit hrsg. von Christian Jansen (Berlin: 1995), S. 219-230.

Ruge, Wolfgang, "Alfred Hugenberg: Ausbootung des Koalitionspartners" in: Sturz ins Dritte Reich, hrsg. von Helmut Bock, 1. Aufl. (Leipzig u.a., 1983), S. 243-249.

Artikel zu "Hugenberg" in http://www.erich-schairer.de/maa/kap009.htm


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