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Feldurteil in der Strafsache gegen Moldt, Lackas und Riewel

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Viereck Transkript Hans-Eugen Bühler / Olaf Simons

Einordnung

Urteil über Matthias Lackas, Karl Heinz Moldt und Eberhard Ritter von Riewel — eines der wichtigeren Dokumente, da das Urteil eine Reihe der Dokumente verbaliter wiedergibt, die mittlerweile nicht mehr überliefert sind. In der Arbeit, die Anklagepunkte hätten dies kaum erfordert, erstaunlich detailliert und sorgfältig.

Dokument

BA-ZNS RH 69 1a.

Zentralgericht des Heeres
St. L. XI Nr. 133/43

F e l d u r t e i l
Im Namen des Deutschen Volkes

In der Strafsache gegen:

  1. den kaufm. Angestellten Matthias  L a c k a s , geb. am 28.11.1905 in Merzig,
  2. den Buchvertreter Karl-Heinz  M o l d t , geb. am 20.10.1914 in Lebbin/ Mecklbg.,
  3. den Vertreter (kfm. Angestellten) Eberhard  R i t t e r  v o n  R i e w e l , geb, am 24.5.1902 in Bad Soden,

hat das vom 14.3.1944 bis zum 24.4.1944 in Berlin zusammengetretene Feldkriegsgericht, an dem teilgenommen haben

Als Richter

Kriegsgerichtsrat Karow als Verhandlungsleiter
Ritterkreuzträger Oberstl. Gehke,
   Wachbtl. Großdeutschland,
Uffz. Rasske, 3./Dolm.LehrAbt.
} Als Beisitzer,

als Vertreter der Anklage:
Oberkriegsgerichtsrat Jürgens,

Als Urkundbeamter der geschäftsstelle:
Heeresjustizinspektor Neumann,

für Recht erkannt:

  1. Der Angeklagte Lackas wird als Volksschädling wegen Bestzechung, Kriegswirtschaftsverbrechens und Untreue
    zum Tode verurteilt

    Daneben wird auf dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und auf Vermögensentzug erkannt.

  2. Der Angeklagte Ritter von Riewel wird als Volksschädling wegen Bestechung, Kriegswirtschaftsvergehens und Untreue
    zu 10 (zehn) Jahren Zuchthaus verurteilt

    Daneben wird auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und auf Vermögensentzug erkannt.

  3. Der Angeklagte Moldt wird wegen Untreue, Kriegswirtschaftsvergehens und Betruges zu einer Gesamtstrafe von
    2 (zwei) Jahren Gefängnis verurteilt.

    Daneben wird auf Vermögensentzug erkannt. Bezüglich der Steuerhehlerei wird das Verfahren eingestellt.[p. 2]

G r ü n d e:

Der Angeklagte Lackas ist jetzt 38 Jahre alt, er ist ledig und noch nicht bestraft. Nach Besuch der Volksschule in Trier bis zu seinem neunten Lebensjahr absolvierte er das Gymnasium in Trier bis zur Quarta bis zum 13. Lebensjahr. Er schied vom Gymnasium, da er keine besondere Lust zu Schule hatte, inzwischen auch lungenkrank geworden war. Ein Jahr lang besuchte er die Dorfschule in Damflos in der Nähe eines Luftkurortes.

Nach der Schulentlassung im Jahr 1920 machte er eine dreihjährige Lehre im Verlag Jacob Linz in Trier durch, volontierte anschliessend ein Jahr in der Linz'schen Buchhandlung und blieb noch bis zum Jahr 1925 als Gehilfe dort.

In den folgenden Jahren war Lackas bei verschiedenen Verlagen und Buchändlern angestellt.: Als Sortimentsleiter in der Buchhandlung Worringer in Neuwied von 1925 bis 1927; 1927 bis 1931 war er sebständiger Lehrmittelhändler in Trier; 1931 als Vertreter Columbus bzw. Drei-Kegel-Verlag in Berlin; 1933 bis 1934 bei der Lehrmittel und Globusfabrig Räth in Leipzig; 1935 beim Aichacher Kurier in der Abt. Buchhandlung; 1936 bis 1939 beim Gea-Verlag in Berlin.

Im Februar 1939 kam Lackas als Korrespondent zum Deutschen Verlag. Nach kurzer Aushilfsvertretung erhielt er die Vertretung des Verlages für das ganze Rheinland. Dann kam er zum 1.1.1941 nach Berlin zu der zum Deutschen Verlag gehörenden Buchhanlung Arnold (Prokurist Henze, später Lachmann). Er hatte dort ein Monatsgehalt von 350,– RM, ab 1.1.1942: 400,– RM, ferner 600,– RM Monatsspesen und 2% von den durch ihn zustandegekommenen Aufträgen (fortgefallen ab 1.1.1942.). Nach einer Auseinandersetzung am 1.12.1442 mit dem Verlagsdirektor Dr. Roesler wurde Lackas zunächst beurlaubt, dann schied er im Einverständnis mit dem Deutschen Verlag mit dem 15.12.1942 aus dem dortigen Angestelltenverhältnis.

Durch Oberstlt. Schepelmann (seit April 1937 Leiter des Referates Luftwaffenbüchereiwesen in der Wehrbetreuung der Luftwaffe) kam Lackas zum 15.1.1943 zum Deutschen Archiv Verlag in Berlin — Inhaber: Verlagsbuchhändler Rolf Roeingh. Dort bezog er ein Monatsgehalt von 1.000,– RM und 1/3 des im Durchschnitt 45% betragenden Verlegerrabattes von allen Bucheingängen, d.h. von allen Büchern, die der Angeklagte für den DtArch.Verlag beaschaffte. Am 20. Juli 1943 trennte sich Lackas von Roeingh...


Ende